Dienstag, 31. August 2010

Basti in der Uni

Basti auf dem Hikuwai Plaza (indisch oder japanisch zum Mittag?)

Im Zeitalter von facebook, blogspot oder anderen Internet-Communities muss man ja aufpassen, was für einen Internet-Fingerabdruck man hinterlässt. Firmen durchstöbern diese Seiten, um möglichen Bewerbern ein bisschen auf die Finger zu schauen: Neulich bei Torstens Party der lieben Kerstin in den Ausschnitt gereiert? Und dabei auch noch von Frank fotografiert worden? Und Frank stellt die Fotos bei facebook rein? Ganz schlechte Sache!


 Im Gegensatz dazu könnte es dem zukünftigen Arbeitgeber gefallen, wenn man seine Schokoladenseite im Internet besonders zur Schau stellt. Hobbys wie „Fremdsprachen lernen“, „Sozialarbeit im Altersheim“ oder „Vorsitzender der Debattierclubs sein“ (?) könnten auf Zustimmung stoßen, vielleicht den Unterschied machen zwischen Jobofferte und Ablehnung. Grund genug für mich, meine Aktivitäten an der Uni zu beschreiben - anhand eines ganz normalen Tages an der AUT (folgendes basiert auf einer wahren Geschichte…der Autor hat jedoch hier und da seine künstlerische Freiheit genutzt).


6.30 Uhr:


Ich wache auf. Einen Wecker brauche ich dafür nicht. Ich freue mich, dass endlich ein neuer Tag beginnt, der mit die Möglichkeit gibt, etwas zu bewegen. Zuerst bewege ich meinen Körper zum Park. Ich füttere Enten, pflücke Blumen; danach gibt’s eine Runde Yoga: das hält Körper und Geist in Schwung. Auf dem Rückweg zur Wohnung kaufe ich ein paar Brötchen und frische Früchte. Wenn Jenny irgendwann (normalerweise gegen 11 Uhr…) aufwacht, will sie schließlich ein ausgewogenes Frühstück genießen. Ich bereite das Mahl so leise wie möglich vor, Jenny kann sehr ungemütlich werden, wenn man ihren Schlaf stört. Ich platziere das Frühstück auf dem Nachttisch, schreibe noch kurz das allmorgendliche Gedicht und hefte es an die frisch gepflückte Rose, die bereits auf meinem Kopfkissen liegt. Dann schleiche ich mich aus der Wohnung.


9.00 Uhr:


Meine zweite Heimat: die AUT
Auf dem Weg zur Uni helfe ich alten Damen über die Straße. Eigentlich muss ich erst um 14.00 Uhr zur Vorlesung erscheinen. Doch meine Wissbegierigkeit treibt mich in die Bibliothek. Nachdem ich innerhalb von zwei Stunden ein Buch über Wirtschaftsethik (…auf Japanisch) durcharbeite, brauche ich was Leichtes zum Entspannen. Nach etwas Quantenmechanik ist die Welt wieder in Ordnung. Doch wird bald die Vorlesung beginnen. In freudiger Erwartung und einen Flohwalzer pfeifend, begebe ich mich zum Vorlesungssaal.

Stillstand ist Rueckstand
 14.00 Uhr

Freudestrahlend lege ich einen Apfel auf den Pulk des Professors und setze mich. Während der Vorlesung höre ich aufmerksam den Ausführungen des Profs zu. Ich mache mir Notizen und freue mich innerlich bereits darauf, diese abends in den Computer zu hacken. Hin und wieder stelle ich eine schlaue Frage oder gebe Verbesserungsvorschläge. Um 17 Uhr ist der Zauber leider schon vorbei. Ich beglückwünsche den Prof zu der hervorragenden Vorlesung und mache mich auf den Weg zur Turnhalle.
Ich stelle eine Frage, waehrend Micha gebannt zur Tafel schaut

 18.00 Uhr

Für einen gemeinnützigen Verein trainiere ich eine Gruppe von Kindern aus sozial schwachen Familien. Spielerisch sollen Werte wie Fairness, Teamarbeit und die Bereitschaft, für ein Ziel hart zu arbeiten, vermittelt werden. Danach biete ich Mathematik-Nachhilfe an.

21.00 Uhr

Ich komme nach Hause und freue mich, dass Jenny bereits sehnsüchtig mit dem Besteck auf den Tisch einhämmert. Ich begrüße sie freudig strahlend. Sie bringt mir eine Geste der Freundschaft entgegen (ihr Arm zeigt Richtung Küche). Schnurstracks zaubere ich ein kleines aber feines 7-Gänge-Menü. Bei Kerzenschein genießen wir den Gaumenschmaus, trinken ein Gläschen Wein (aber nur eins, denn das ist gesund) und führen anregende Gespräche über das Erlebte des Tages. Nachdem die Hausaufgaben erledigt wurden, geht es ins Bett. Das Lesen einer Gute-Nacht-Geschichte für Jenny lässt auch meine Augen klimpern. Ich schalte das Licht aus, denn das schont die Umwelt.

Mit gutem Gefühl schlafe ich ein, denn morgen beginnt ein neuer schöner, ganz normaler Tag…




ps. Ich weiß, soviel Quatsch auf einmal zu schreiben, ist selbst für meine Verhältnisse außergewöhnlich. In der letzten Woche war eben einfach nicht soviel los. Cheers






Dienstag, 24. August 2010

Kings Country

liebstes Tagebuch von Basti,



das vergangene Wochenende war so aufregend und spannend, dass ich mich einmal hier zu Wort melden muss, um zu erzählen, wie viel Nervenkitzel und Adrenalin ich ertragen musste.


Freitagvormittag ging unsere wilde Fahrt ins „King Country“, im Speziellen nach „Waitomo“ los. Das King Country war lange im Besitz der Maoris. Es zeichnete sich vor allem durch seinen fruchtbaren Boden aus, auf dem sich hervorragend Ackerbau betrieben ließ. Dies wollten sich natürlich die wilden Europäer zu Nutze machen und gingen das Projekt „Eroberung“ an. Zunächst war das Verhältnis zwischen Einwanderern und Eingeborenen noch durch ein „Geben und Nehmen“ gekennzeichnet, doch die Europäer wollten zunehmend mehr Land und die Maori wehrten sich vehement, sodass es letztendlich zu einem von vielen Kriegen zwischen beiden kam. Am Ende wurden die Maoris um ihr Land betrogen, immer weiter ins Landesinnere gedrängt und das fruchtbare Land fiel an die gefräßigen Europäer. Erst in unserer heutigen Zeit bekommen die Maori allmählich das Land zurück und eine kleine Entschädigung…soviel zur Geschichte unseres Ausflugsziels…soviel Zeit muss sein!


Die ersten zwei Autos fuhren also vormittags los, um noch ein bisschen das Land zu entdecken, wobei wir uns einen äußerst regnerischen Tag aussuchten. Der Regen hielt dann auch solange an, bis wir abends um sechs unsere Herberge erreichten. Unterwegs besuchten wir das Städtchen Cambridge, äußerst idyllisch und vernarrt in Pferde. Außerdem gab’s noch einen Staudamm zu entdecken, der wohl der Größte in Neuseeland ist, auf jeden Fall ist er der Älteste.

Im Hintergrund kann man gut sehen wie der Regen quasi in Sturzbaechen vom Himmel faellt.
 Abends gab’s dann wieder lecker Pasta und Sauce, die Ankunft der dritten Autos wurde mit Spannung erwartet und bei einem Glas Apfelschorle lauschten wir der Gitarrenmusik von Matt und Markus.

Dann der nächste Morgen. Im Vorfeld hatten 12 von unserer Reisegruppe das sogenannte „Black Water Rafting“ gebucht. Basti und ich waren auch dabei. Allerdings habe ich mir keinen Kopf drum gemacht, was wir da eigentlich machen werden. Ich dachte, wir schippern ein bisschen auf ‘nem Schlauchboot herum, mit ‘ner Weste und paddeln ein paar Stromschnellen entlang. Aber nix da. Am Abend zuvor wurde schnell klar, dass wir auf Gummireifen in den Höhlen der „Waitomo Caves“ schwimmen würden und unter anderem diverse Wasserfälle überwinden müssen. Oh man, das Frühstück jedenfalls konnte ich nicht mehr genießen, denn ich war zu aufgeregt und das Kribbeln im Bauch sollte sich auch bis zum Schluss der Tour nicht beruhigen lassen.

 Bevor es losging wurden wir alle in Neoprenanzüge gesteckt, bekamen Schwimmsocken, Helme und lustige Gummistiefel. Nach einer kurzen Einweisung wurden wir zu einem Flüsschen gefahren, an dem wir unsere ersten „Trockenübungen“ in Sachen Wasserfall überwinden machen sollten. Dies sah folgendermaßen aus: auf den Steg an den Rand stellen, rückwärts versteht sich, den Po in den Gummireifen stecken, bis drei zählen, kräftig nach hinten abstoßen und ins Wasser plumpsen! Und leider gab’s kein Zurück mehr, also musste ich springen. Und eigentlich war es auch nicht so schlimm. Auf jeden Fall waren wir nun alle nass und konnten prima rückwärts ins Wasser plumpsen.

Anschließend wurden wir dann zu den richtigen Höhlen gebracht und das richtige Abendteuer konnte beginnen. Wir stiegen alle 12 samt unser drei Begleiter in die Höhlen des Waitomo River, es wurde stockduster und das Wasser stand uns buchstäblich bis zum Hals, denn es hatte ja den ganzen Tag zuvor geregnet. Das bedeutete auch, dass sich das Wasser an manchen Stellen mit brutaler Kraft und Geschwindigkeit bewegte. Wir watschelten und schwommen also mit unseren Reifen abwechselnd in der Hand oder den Popo eingeklemmt durch das eiskalte Wasser. Dreimal mussten wir von einem Wasserfall hüpfen, was an sich nicht schlimm war. Nur einmal bin ich aus dem Reife gehüpft, aber da sollten wir uns einfach nur vom Strom mitreißen lassen und da stand mir das Wasser buchstäblich bis zum Hals und drüber. Zum Glück war da Bastis starke Hand, an der ich mich festhalten konnte. Zwischendurch schlenderten wir alle zusammen an unseren Füßen festhaltend den Fluss entlang und bestaunten bei vollkommender Dunkelheit die sogenannten Glühwürmchen (aber es sind keine echten Glühwürmchen, nur die Larven von irgendwelchen Insekten, die mit Hilfe des Lichts ihre Beute anlocken, sehr faszinierend die Natur; außerdem paaren sich diese Insekten 40 Stunden lang und das Männchen stirbt dann leider vor Erschöpfung oder wird vom Weibchen aufgefressen…so genau weiß ich das nicht mehr, meine Ohren waren eh mit Ohropax verstopft).

Nass und kalt, eine aufregende Mischung. Jenny (der linke gelbe Helm) ist begeistert.
 Nach gefühlten fünf Stunden im Wasser (es war nur eine Stunde) sahen wir endlich wieder das Tageslicht. Ich für mein Teil war überglücklich raus zu sein und wollte nie wieder was von Gummireifen wissen. Die Tour war schon sehr aufregend und es hat auch Spaß gemacht, aber nochmal muss ich das Ganze nicht mehr haben, obwohl die Sprünge ganz lustig waren. Und der Bagel und die heiße Suppe entschädigten sehr gut für die Kälte und Strapazen.

Willkommen im Harz...aeh in Kings Country
Nach dem wir uns alle wieder erholt hatten, ging es weiter mit den Autos in Richtung Küste, denn dort warteten ein Wasserfall und eine natürlich Steinbrücke auf uns, alles sehr schön anzugucken und sehr beeindruckend, wie Mutter Natur das alles gemacht hat. Allerdings reichte die Zeit nicht ganz bis zur Küste, denn es wurde langsam dunkel und unser Hostel (nie wieder; Besitzer unfreundlich; Zimmer sehr, sehr klein für das bezahlte Geld…war ja nur für eine Nacht!) in Hamilton erwartete uns.

Regenwaldatmosphaere
 Nach dem gemeinsamen sonntäglichen Frühstück brachen die drei Autos in Richtung Raglan, einer Küstenstadt. Dort machten ein paar von uns einen ausgiebigen Spaziergang, gingen baden und beobachteten die Kitesurfer und machten viele, viele Bilder. Man muss dazu sagen, dass es am Sonntag mal nicht wie wild regnete.

 Dann ging’s weiter in Auckland, aber auf wild verschlungenen Wegen und mit einem Abstecher am Port Waikato. Wir erreichten den Ort gerade rechtzeitig für einen atemberaubenden Sonnenuntergang mit ebenso schönem Sternenhimmel…natürlich hämmerten die Finger wie wild auf den Auslösern der Photoapparate.
Der Strand von Raglan. Im Vordergrund wandelt ein Geist, die Ghostbusters sind alarmiert.

Durch die dunkelste aller dunklen Straßen ging es dann zurück nach Auckland…

 
Aus Basti‘s Sicht:


Ja, ja…ein Wochenende im Zeichen der Aufregung.

1. Aufreger:

Da ich ab Mittwoch mit ner Erkältung quasi ans Bett gefesselt war (mir geht’s schon besser, bin ja ein kerniger Typ…), sollten die wochenendlichen Aktivitäten zur Genesung genutzt werden. Was bietet sich da mehr an als im Platzregen spazieren zu gehen, abends ein wenig „Hustensaft“ zu konsumieren, um am nächsten Tag im kalten Wasser einer dunklen Höhle zu raften. Richtig! Nichts!

 Freitag:

Irgendjemand hat nicht aufgegessen, denn das Wetter ist, nun ja, suboptimal. Da erscheint jede auch noch so schöne Stadt irgendwie trist und grau. So auch Cambridge…Da hilft selbst der etwas abgewandelte „Walk of Fame“ nichts (Wenn man sich die Schuhe zu macht, grinst einen irgendein berühmtes Rennpferd an). Wir verlassen die Stadt, um einen nahegelegenen Staudamm zu inspizieren. Schwer unbeeindruckt verlassen wir auch diesen Ort, es hat übrigens immer noch geregnet. Eine gute Stunde später schlagen wir bei unserem Hostel ein. Die vom Kamin angenehm mollig erwärmte Holzhütte lässt sofort „Aprés-Ski“ Stimmung aufkommen. Doch anstatt Dj Oetzi und Jagertee gibts Nudeln und Gitarrenmusik. Es geht verhältnismäßig früh in die Federn, denn am nächsten Tag soll es feuchtfröhlich werden.

 Im Auenland
 Samstag:
Der 2. Aufreger:

Immer wieder schön, am Wochenende um 8 Uhr aufzustehen. Aber es soll ja für nen guten Zweck sein. Jenny erscheint seltsam abwesend-habe ich zu laut geschnarcht? Oder ist da jemand aufgeregt? Beim „Black Water Rafting“ angekommen, werden wir in lustige Anzüge gesteckt. Die riechen echt gut nach Iltis, und sind auch ein wenig nass-prima…Nach ein paar Trockenübungen, die gar nicht so trocken sind, geht’s dann endlich in die Höhle. Jenny setzt jetzt ihren besten Bambi-Blick auf, der mir sagt, dass sie extremst unter Anspannung steht. Na ja, sie steht die Sache tapfer durch, doch wirkliche Freude sieht anders aus.

schoen gruen hier...
 Der 3. Aufreger:

Wir nächtigen in einem Hostel in Hamilton. Und wie Hamilton ist auch das Hostel nicht unbedingt eine Reise wert. Wir bekommen bei der Schlüsselübergabe eine kurze Standpauke: Nachtruhe ab 22 Uhr, danach muss der Fernseher auf Lautstärkestufe 19 (ein Käfer furzt lauter) herunter geregelt werden. Na, wir müssen ja nicht so laut sein, denken wir uns. Wir unterhalten uns also extrem ruhig, bis wir um 23 Uhr vom Manager in die Schranken gewiesen werden. Er hatte wohl bei seiner Standpauke zu Beginn seine „goldene Regel“ vergessen: Kein Alkohol nach 21 Uhr. Außerdem dürfen wir die Heizung nicht bedienen. Überwältigt von so viel Gastfreundschaft gehen wir ins Bett.

Ach nee, ist das schoen...
Sonntag:

Der 4. Aufreger:

Auf der Suche nach einer Attraktion in Hamilton werden wir fündig: Der Botanische Garten! Während der Rest der Reisetruppe schleunigst durch den Park spurtet, lassen die drei Hobby-Botaniker Micha, Matze und ich die Pflanzen auf uns wirken. Aufgeregt fotografieren wir ungefähr jede Blüte des Parks. Doch jedes Glück muss mal ein Ende haben, und wir machen uns auf den Weg zur Küste, um zur Abwechslung ein paar Fotos zu machen.

eine kleine Auswahl unserer Fotomotive
 Die Strände sind mal wieder klasse. Einerseits ein weiterer Surf-Spot (diesmal vor allem für Kite-Surfer), andererseits ein verlassener Strand, an dem der Sonnenuntergang verlebt wird. Ein passender Schlusspunkt für ein wahrlich schönes Wochenende.

 Cheers
Sonnenuntergang in Port Waikato

Muschel am Strand
Jenny spielt mit dem Meer Fange...
Gleicher Strand, aber schon dunkel, doch die Technik zaubert alles hell





















Donnerstag, 19. August 2010

Waitekere

Auch bei schlechtem Wetter einen Ausflug wert...die Waitekere-Ranges
Hallo Tagebuch,



also manchmal kommt mir Neuseeland wie ein großer Vergnügungspark vor. Hinter jeder Ecke wartet eine neue Attraktion. Wirft man einen Stein, so landet dieser in irgendeinem Bergfluss inklusive Wasserfall, in einem Urwald oder an einem traumhaft schönen Strand. Von einem dieser Orte will ich nun erzählen.


Sonntagmorgen: Die letzten Wunden nach Fie’s Party sind geleckt, der Kopf ist wieder halbwegs klar. Es ist an der Zeit, etwas zu erleben. Kurz entschlossen finden sich 9 abenteuerlustige Menschen am Autoverleih ein. Diesmal wird ein Nationalpark westlich von Auckland angesteuert, der auf den Namen „Waitakere Ranges National Park“ hört. Der ist nur 30 Autominuten vom Zentrum entfährt, liegt also quasi vor der Haustür. Der Reiseführer verspricht raue Strände, wilde Wasserfälle und Wandermöglichkeiten noch und nöcher.

Piha aus der Vogelperspektive...der loewenkopffoermige Fels in der Bildmitte heisst uebrigens "Lion-Head" und ist 101m hoch.
 Und er hat nicht gelogen. Nachdem der Ausgangspunkt Piha, ein Surf-Hotspot in Neuseeland, angesteuert ist, beginnen wir sofort mit der Erkundung des Terrains. Ein Bilderbuchstrand nötigt sofort zum altbewährten Griff in die Tasche, vorbei an den Stullen, den Äpfeln zum Fotoapparat. Man erkennt auch gleich, warum hier Surfen GANZ groß geschrieben wird. Die Wellen sind riesig und brechen mit enormer Wucht. Dabei schufen sie im Laufe der Jahrtausende Buchten und Gesteinsformationen, bei denen Dir die Kamera in der Tasche aufgeht.

 
Mann, wie auf Ruegen...(fast)

Um die Batterien zu schonen, wird ein Spaziergang Richtung Süden beschlossen. Aus dem Spaziergang wird recht schnell eine kleine Klettertour, da der gut befestigte Weg auf einmal endet. Ab diesem Zeitpunkt krauchen wir eigentlich nur noch auf allen Vieren an den Klippen rum. Der beschwerliche Weg führt uns an einen Strand, der die Mühe auf jeden fall wert ist. Hier haben die Wellen eine Lücke (Gap) in den Felsen geschlagen. Tosend „explodieren“ die Wellen hier, die Brandung ist noch ein bisschen brutaler als am anderen Strand.

Maechtig gewaltig, Egon...

Wenn man hier baden will, muss man entweder „David Hasselhoff in roten Shorts“ sein oder verdammt gute Nerven haben. Oder man ist ein Pinguin. Die tummeln sich hier eigentlich, waren aber wohl gerade nicht zu hause. Vielleicht haben die aber auch die dicke große Robbe im blauen Pullover am Strand gesehen und sind geflüchtet. Tja, wer weiß? Auf dem Rückweg schnüffelt Jenny wieder an jeder Pflanze, die in Reichweite des Wanderwegs ist. Ich frage mich, ob Jenny den Bienen hier die ganze Arbeit wegnimmt, indem sie sämtliche Pflanzen per Nase bestaeubt. Ist das auch schon ein Eingriff in die Natur Neuseelands wie die Einfuhr der Schafe? Mmh, die nächsten Jahre werden´s zeigen…

Die Schnueffeltante bei der Arbeit
 Zurück in Piha, soll der Strand nun in die andere Richtung erkundet werden. Nach kurzem Marsch scheint die Wanderung ein jähes Ende zu finden. Ein kniehoher Fluss mündet hier ins Meer, mitten am Strand…na toll, das war’s dann wohl. „Crazy-Michael“ und „Danger-Basti“ denken nicht über einen Rückzug nach. Sie wollen den Fluss springender Weise überqueren und nehmen ein paar Schritte Anlauf. Ein paar Schritte zu wenig, denn nach anmutender Flugphase erfolgt eine ungewollte Landung – im Wasser. Mit nassen Socken wird die Bezwingung der Natur gefeiert. Doch nicht lang. Der Rest der Truppe bleibt lieber auf der anderen Seite, will nun sogar umkehren. Na toll – der Heldenmut wird nicht belohnt; ein bisschen bedröppelt ziehen Michael und ich die Schuhe aus, um den Fluss nun auf die klassische Art und Weise zu queren.

Klasse Fluglage, nur an der Landung (unten links) muss noch gearbeitet werden
 Mit den Autos wird ein abgeschiedenes Örtchen (Karekare) angesteuert, das diese Beschreibung wirklich verdient. Eine schmale Gebirgsstrasse als einziger Zugangspunkt, kein Handy-Empfang, und fließendes Wasser kennen die hier bestimmt auch nur vom Fluss. Diesmal gehen wir ein paar Schritte in einen Wald hinein, um die ansässigen Wasserfälle zu besichtigen.


...kaltes klares Wasser

Wir begutachten die Wasserfälle, lassen abermals die Kameras glühen, verabschieden uns dann jedoch vom Wald, da es langsam dunkel wird. Der Sonnenuntergang will schließlich am Strand erlebt werden. Die relativ dichte Bewölkung verhindert dann einen spektakulären Sonnenuntergang. Schön ist der Strand aber trotzdem, und unendlich weit. Im Sommer ist hier bestimmt einiges los, denken wir uns und steuern die Heimreise an.

Bis zum Sommer dann…

Der Begriff "Strandspaziergang" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung

Und immer wieder Muscheln

Rau, natuerlich und schoen...und er traegt weisse Socken
 Ist sich fuer keine Peinlichkeit zu schade: Die Reisetruppe
Warum die langen Gesichter? Im Sommer sind wir wieder da...

 

Fie's Geburtstag

Man muss die Feste feiern wie sie fallen


Am vergangenen Freitag hatte nicht nur Caro in Berlin Geburtstag sondern auch Fie aus Dänemark, nun aber für ein Auslandssemester in Auckland und Mitbewohnerin von Micha aus Löhme. Ein Grund mehr, den Freitag zünftig zu feiern.

Während Basti sich noch einmal in seine Mittagsschlafhöhle verkroch, wie übrigens fast alle anderen Studenten auch, besuchte ich das Geburtstagskind schon ein paar Stündchen vorher, zum Kaffee Trinken, Plaudern, Basteln und Kochen. Kochen ist vielleicht übertrieben, denn es gab Pita Brote, die man sich selber mit Fleisch, Gemüse, Käse und Sauce füllen konnte.


Das Geburtstagskind...

Mit einer gemütlichen Runde von 15 Leuten ging es um 18 Uhr los mit Essen, auf den Geburtstag anstossen und Geschenke überreichen. Das Highlight waren eindeutig die selbstgebackenen Kuchen, vor allem da die Jungs zum ersten Mal in ihren Leben Mehl und Zucker in der Hand hatten. Aber auch der Mixer wurde freudestrahlend entgegen genommen, denn endlich konnte das Appartement von Fie und Micha jeden Tag ein neues Kuchenrezept ausprobieren. Ein Männertraum geht in Erfüllung!


...ich weiss nicht was heller strahlt: die Kerzen oder die Neon-Brille?

Anschließend wurde dann ausgiebig gefeiert und immer mehr Leute aus den anderen Studentenappartements besuchten das Geburtstagskind und wollten auch ein Stück vom Kuchen.


Die Meute eskaliert...


Doch dann musste das unausweichliche passieren: die Kontrolle der Security! Aber dazu muss man wissen, dass Fie ihre Party bei der Verwaltung des Studentenwohnheims anmelden musste. Und sie sollte auch die Zahl der Gäste und das Essen angegeben, wobei sie beim Essen noch den hilfreichen Tip bekam, sie sollte doch bitte Pommes und Pizza servieren, damit der Alkohol nicht so schnell in den Kopf geht. Schön, wenn die Verwaltung immer einen guten Ratschlag parat hat, auch wenn man schon alt genug ist!

Leider war ich die nächste an der Tür, als die Security kam, schöne Bescherung. Die machten das Licht an und scheuchten alle Nicht-Bewohner des Appartements raus. Eigentlich wollte ich nur meine Sachen holen, blieb aber in meinem Versteck und hatte keinen Schimmer was nun passieren würde. Nach fünf Minuten konspirativer Unterhaltung mit Fie und Christina (auch eine Dänin) entschlossen wir uns wieder raus zu kommen und siehe da, die Gäste waren zwar minimiert aber dennoch konnte es weitergehen.


Die Meute eskaliert immer noch...




Irgendwann später in der Nacht hat es wohl noch eine GELBE KARTE für das Appartement gegeben, eine Form der Bestrafung für die achso partysüchtigen Lernenden.


Aber auch diese Nacht musste einmal ein Ende finden und nachdem einige Gäste in ihren Zimmern verschwunden waren oder auf der Couch einschliefen oder ins Bett gebracht werden mussten, machten wir uns auf den Heimweg durch das noch schlafende Auckland…


Aeh, Problem oder was?
Klarstellung von Basti:


Während Jenny mit der Gastgeberin (!) im Versteck harrte, beobachtete ich das Geschehen in der Partyhölle. Pratik und Natascha, zwei weitere Bewohner der WG, versuchten die Security zu beschwichtigen. Die Wogen glätteten sich. Roman, seines Zeichens Fußballer und ebenfalls Mitbewohner der WG, war damit nicht zufrieden und verlangte lautstark nach einer gelben, wenn nicht roten Karte. Mit Erfolg: die gelbe Karte trudelte am Morgen wohl mit der Post ein.


Glückwunsch!


u.n.v.e.u. (trotz Pokal-Pleite...)

Freitag, 13. August 2010

Haka

Liebes Tagebuch



Ich habe den Haka getanzt. Und mein erstes Assignment abgegeben. Was für eine Woche.

Vorweg: Dummerweise sind zu diesem Zeitpunkt noch keine aktuellen Fotos verfuegbar. Die werden nachgereicht. Stattdessen wird mit alten, aber trotzdem schoenen Fotos aufgefuellt.

Schon zu Beginn des Aufenthalts wurde an der Uni ein „Wochenende im Zeichen der Maoris“ (Noho Marae) gebucht. Zwei Tage, die einen Einblick in die Maori-Kultur (Tänze, Lieder, Futtern, Geschichte und nochmal Tänze) und eine Menge Spass bedeuten sollten. Jenny kann trotz mehrmaligen Winselns meinerseits nicht an der Veranstaltung teilnehmen, da sie keine Studentin der AUT ist und das Noho Marae sowieso schon überfüllt ist- so ein Mist. Ich muss dieses Wochenende also „fast“ allein überstehen.
Bei diesem Blick wird Jenny zu Butter in meinen Armen...


Am Freitagnachmittag beginnt der Spaß. Jeder Student sollte eine typische Speise seiner Heimat vorbereiten und mitbringen. Matze, Michael und ich liefern eine satte Ladung Bouletten an, die unseren Ruf hier als absolute „Carnivoren“ noch einmal verstärkt haben sollten. Zu Beginn werden wir in ein grosses Holzhaus geführt, das reichlich mit Verzierungen und freizügigen Götzenbildern der Maori-Familien geschmückt ist. Anwesend sind ebenso ein paar Maori-Familien und Studenten, die bei der Organisation helfen. Wir werden dann auch erstmal mit einem Lied (es sollte nicht das letzte an diesem Wochenende sein) und ein paar Sätzen in der Sprache der Maori willkommen geheißen. Danach kommt es zur obligatorischen Begrüßung, nicht etwa per „Shake Hands“ oder Umarmung, sondern per Nasenkuss. Nach dem meine Nase dann ganz wund und rot vom Begrüßen der Familien und Helfer ist (eine Katzenwäsche wäre meiner Ansicht nach ne prima Sache gewesen...), werden ein paar Brocken Maori und das erste Lied erlernt. Nach dem Abendessen (unsere Bouletten waren schnell vergriffen) geht es zusammen mit Jenny ins Studentenwohnheim, später in die Uni-Kneipe, um bei Live-Musik noch den ein oder anderen Pitcher zu leeren.


Der nächste Morgen beginnt zu einer höchst unchristlichen Zeit von 8.00 Uhr. Leicht verkatert schleppe ich mich im strömenden Regen zum Frühstück. Eine Schale Cornflakes und nen Apfel später sieht die Welt schon wieder schöner aus, auch wenn da in meinem Magen immernoch Platz für etwas fleischiges (einmal Carnivore, immer Carnivore...) gewesen wäre. Zwischen dem Frühstück und Mittag werden weiter Lieder, diesmal allerdings mit dazugehörigem Tanz, erlernt. Ausserdem wird uns ein Spiel gezeigt, bei dem man auf dem Boden sitzend und singend (natürlich...) mit Stöckchen umherwirft. Das ist wohl eine Übung, die den Maori-Kindern ab 5 beigebracht wurde, um ihre Hand-Augen-Koordination zu verbessern und sie so auf die Ausbildung als Krieger vorzubereiten. Für den allgemeinen Mitteleuropäer eindeutig ne Nummer zu hoch. Aber ich hab ja auch den Dienst an der Waffe verweigert.


Das Mittagessen fällt dann doch etwas bescheiden aus. Das Loch in meinem Magen ist so gross wie Luxemburg und will gefüllt werden, aber bestimmt nicht mit ner Gemüsesuppe. Kurz entschlossen gehen Matze und ich zu Subways, um Abhilfe zu schaffen. Ein 30cm langes Sandwich mit Fleischbällchen später ist man gerüstet für die nächsten Stunden, und die sollten es in sich haben.


Mein Loch im Magen
Die Frauen und Männer werden nun strikt getrennt. Die Damen der Schöpfung erlernen einen Tanz mit Bommeln in der Hand (laaaangweilig), während die Männer in die Geheimnisse des Haka-Tanzens eingeführt werden (Whoooooaaaa...). Der Haka ist ein alter Kriegstanz der Maori, der zu Einschüchterungszwecken vorgeführt wurde. Heutzutage tanzen ihn die AllBlacks vor ihren Rugby-Spielen. Und ich als absoluter Ruhepol muss schon sagen: Wenn man da so rumschreit und die Gliedmassen aneinander schlägt, da wird man schon aggressiv. Irgendwas kommt da in einem hoch, und ich meine nicht das Sandwich aus der Mittagspause.


Na ja, schon ne coole Sache, auch wenn die Sprachbarriere schon ein Stolperstein ist.


Wir haben den Haka der AllBlacks getanzt, dessen Text wie folgt ist:


"Kapa o Pango"


Kapa o Pango kia whakawhenua au i ahau!
Hī aue, hī!


Ko Aotearoa e ngunguru nei!

Au, au, aue hā!

Ko Kapa o Pango e ngunguru nei!


Au, au, aue hā!

I āhahā!


Ka tū te ihiihi

Ka tū te wanawana
Ki runga ki te rangi e tū iho nei, tū iho nei, hī!
Ponga rā!

Kapa o Pango, aue hī!
Ponga rā!

Kapa o Pango, aue hī, hā!

...ein Strand auf Coromandel...Fie sammelt Muscheln...


So so... schon ne Ansage...Nach studenlangem Warten kommt es dann abends zum Showdown. Die anderen bereits erlernten Taenze und Lieder wurden im Rausche des Haka-Trainings eigentlich komplett aus dem Kopf verbannt. Dementsprechend beschränkt sich die Vorstellung dann auch auf vereinzelte einsilbige Laute (Au, Hi) und zurückhaltende Bewegungen (Paddelbewegung). Der Höhepunkt ist jedoch der Tanz des Hakas und es kommt wie es kommen musste: und zwar dicke! Wir „dürfen“ den Haka oberkörperfrei vorführen-jippie! Ich bin in diesem Moment mit dem in der letzten Reihe ergatterten Platz sehr zufrieden. Der Tanz wird dann ganz gut über die Bühne gebracht, auch wenn wir im Training eindeutig eine bessere Figur gemacht hatten (eindeutig, zweideutig…). Die Bewegungen sitzen, nur der Text (ja richtig, die paar Zeilen...) kommt nicht mehr so flüssig. Ich beschränke mich dann wieder größtenteils auf urtümliche Grunzgeräusche.


Das Abendessen danach ist der Hammer, nicht nur weil wir wieder unsere T-Shirts anziehen durften. Nein, serviert wird die gute gehaltvolle polynesische Küche (man beginnt zu verstehen, warum die meissten Maoris ca. 2m hoch und breit wie ne Litfass-Säule gewachsen sind...), also alle Arten von Fleisch, Kartoffeln und Gemüse aus dem Erdofen. Dazu ein paar Salate-man kann sich nicht beschweren...
Cathedral Cove...hach wie schoen


Den Samstagabend gestalte ich ruhig, um den Sonntag für die letzten Zeilen der ersten Arbeit und die Auserbeitung einer Präsentation zu nutzen.


Nach einer langen Nacht bin ich um ca. 12 Uhr aufgestanden, um dann sofort in die Knie zu gehen. Der Haka-Tanz hat seine Spuren in Form eines Muskelkaters und schmerzenden Fäusten hinterlassen (Man könnte auch sagen: Die letzten Wochen ohne größere körperliche Ertüchtigung haben ihre Spuren hinterlassen...). So gerade noch mal von der Toilette hochgekommen schleppe ich meinen Kadaver zum Computer. Ein Muskelkater im Popo kann schon ein echtes Hindernis darstellen, wenn man sitzen möchte. Meine Arbeit wird nur ab und an durch Nahrungsaufnahme unterbrochen(Danke an die Frau Köchin an dieser Stelle). Um 1:30 (nachts) bin ich dann auch schon fertig-Zeit ins Bett zu gehen und schön zu schlafen, um am nächsten Morgen um 9 Uhr fit zu sein. Der Mann von der Stadtreinigung hat etwas dagegen und steuert seine Höllenmaschine immer wieder vor unserem Fenster auf und ab...Ich vergewissere mich, dass da kein Airbus notgelandet ist. Nein, ist nur ein Multicar, aber wie kann aus so einer kleine Maschine so viel Krach kommen? Na ja, mit nem Kissen auf dem Kopf ist es dann nur noch so laut wie ne Dampflok im Flur, ich schlafe ein.






Der Montag beginnt ein wenig angespannt und voller Fragen. Wie wird der erste Vortrag im Ausland laufen? Sind die anderen auch so doof? Warum liegt hier eigentlich Stroh rum?


Am Ort des Geschehens angekommen, entspannt sich die Lage. Der Professor selbst ist nicht vor Ort, er hat dafür seine Schergen geschickt, um uns zu prüfen. Und die Jungs haben ungefähr genauso viel Lust wie wir, heute hier zu sein. Relativ gelangweilt wird kaugummikauend den Präsentationen gelauscht. Während der Vortrag läuft, werden schnell die Arbeit überflogen und ein paar Stichpunkte gemacht - das nennt man dann wohl Multitasking. Wir bringen die Sache relativ gut über die Runden, auch wenn uns die Aufregung und, nun ja, die sprachlichen Probleme anzumerken sind. Interessant ist auch, dass einige der Anwesenden wohl noch nie eine Präsentation gehalten haben. Die haben einfach mal ganz entspannt ihre Arbeit –Zeile für Zeile – in die Folien reinkopiert und lesen die dann stur von den Folien ab. Da kann so ein fesselnder Vortrag schon mal 40 Minuten dauern. Na ja, mit gutem Gefühl verlassen wir den Raum, einen ersten Prüfstein haben wir hinter uns gelassen. Wir hoffen das jedenfalls, die Resultate stehen ja noch aus.

Bis demnaechst, Heino und Traene...