Dienstag, 19. Oktober 2010

Waiheke – die Toskana Neuseelands


On the road again...die Reisegruppe

Die Augen sind viereckig, die Finger wund und im Kopf nur Mus. Die letzte Zeit war geprägt von Schuften, Schuften, Schuften…Ganz klar, der Mensch braucht Abwechslung! Die noble Kellerbräune kann mal wieder ein paar Brauntöne vertragen und das Wasser in den Beinen gehört da so eigentlich auch nicht hin. Abhilfe kann mit einem Ausflug geschaffen werden. Das Ziel diesmal: Waiheke, eine Auckland vor gelagerte Insel, die in 35minüter Fahrt per Fähre erreicht werden kann. Das Eiland verspricht schöne Wanderungen, wie in Neuseeland üblich spektakuläre Strände und vor allem: Wein! Für das geistige und körperliche Wohl scheint also gesorgt…
...das ist uebrigens kein Biberfell auf meinem Kopf...der Barbier schreit...


Samstag
Die Augen sind müde, die Ohren dröhnen noch ein bisschen trotz Ohrenstöpsel, aber mein Körper und Geist sind topfit für die Reise nach Waiheke. Am Abend zuvor hab ich mal wieder den Basti allein gelassen, so wie ich nun mal bin, und bin mit Fie und Markus erst in eine Outdoor-Ausstellung spaziert und später dann zum Konzert gegangen. „Kunst im Dunkeln“ hieß die Ausstellung im Freien, bei denen Künstler alle möglichen Materialen illuminieren, seien es leere Milchflaschen, Plastecontainer oder Bäume. Vergleichbar mit dem „Festival of Lights“ in Berlin, nur viel, viel, viel kleiner. Nach der Schau und nach einer Apfelschorle ging endlich das Konzert los, das in einer alten Fabriketage stattfand mit Blick auf Aucklands Highways. Und was soll man sagen, Konzerte sind wohl überall auf der Welt gleich: erst die Vorband, die mitunter besser ist als der Hauptact (bei uns spielten sie eine extrem coole Mischung aus Reggea, Jazz, Rock), dann der Star des Abends. „Katchafire“ hießen die Jungs die sehr entspannte Reggae Mucke darboten. Und dementsprechend gestaltete sich das Publikum auch: eine bunte Mischung aus Jung und Alt und sehr viele Kräuterliebhaber. Eins aber war dann doch anders: Nach ungefähr anderthalbstündigen Konzert und dem letzten Song gab es zwar keine Zugabe, aber es wurde weiterhin schöne Tanzmusik gespielt. Also dachten wir uns, trinken wir noch ein gemütliches Bierchen und gehen dann. Als wir aber gerade am Gehen waren, legten die Jungs von „Katchafire“ wieder los. Merke also in Neuseeland gibt es während des Konzerts noch eine Pause, wie in der Oper!

Der Tag ist noch jung, als sich eine Gruppe junger sympathischer Menschen in eine Fähre Richtung Freiheit setzt. Das Wetter hält zwar (noch) nicht, was der Wetterdienst versprochen hat, doch das sind wir hier gewohnt. Die Fahrt ist nur kurz, ermöglicht aber dem ein oder anderen der Gruppe, Schlaf nachzuholen. Eine kurze Busfahrt später sind wir auch schon am Ziel unserer Reise: das Kina Backpackers, an der Ostküste der Insel sehr schön auf einer Anhöhe über dem Strand gelegen.
Der Blick vom Hostel ist nicht zu verachten. Findet auch der Radfahrer (links unten) und versaut das Bild...Sausack!


Das Einchecken, Zeltaufbauen und Futtern der mitgebrachten Stullen dauert eine kurze Weile, dann geht es jedoch los. Zu Fuß soll die Insel einmal querfeldein erkundet werden. Nach wenigen Minuten lassen wir die neuseeländische Küste hinter uns und betreten das Landesinnere. Die Landschaft erinnert mit ihren Olivenhainen, Piniengesäumten Feldwegen und Weinbergen stark an die Toskana. Hätte mich jemand gefragt, ob es mir hier gefällt, hätte ich „Si, molto bene!“ geantwortet.
Bella Waiheke


Der weitere Weg führt uns Lire-Millionäre dann an nicht mehr ganz so schönen Gegenden vorbei. Die Wanderwege, die wir uns aussuchen, verlaufen quasi direkt an der Strasse, sind also nicht mehr wirklich idyllisch. Dazu mag auch beitragen, dass genau an diesem Tag der Sperrmüll abgeholt wird, dementsprechend die Strassen und Wege mit Sperrmüll gepflastert sind. Wie schön! Die Westküste der Insel ist dann zwar schön anzuschauen, haut uns jedoch nicht wirklich aus den Socken. Nach ein paar Fotos wird der Bus aufgesucht. Auf der Rückreise zum Hostel wird kurz halt gemacht, um sich mit dem Nötigsten (Rindersteaks, Salat und Flüssignahrung) für das Grillen am Abend einzudecken.

eine Blume


Der Grill leistet gute Arbeit und verwandelt das ohnehin schon leckere Rumpsteak in ein Gedicht für den Gaumen. Ich verfalle in einen Blutrausch und verdrücke gefühlt eine gute Rinderhälfte, Jenny lässt sich nicht lumpen und haut auch ordentlich rein. Der Rest der Gruppe staunt. Bei mir sieht man ja noch, wo es hingeht, aber bei Jenny? Na ja…es war jedenfalls lecker. Den einen oder anderen Schlummertrunk später fallen wir dann auch völlig geschafft ins Bett. Da ich meine Wanderschuhe den gesamten Tag nicht ausgezogen hab, entfalten meine Füße ein interessantes Aroma. Wie betäubt schlafen wir ein.

Leider schläft nur Basti schnell ein. Ich sinniere derweil über alle möglichen Formen von Spinnen, nach dem ich am späten Abend einen Opalangbein aus meinen Bett vertrieben habe. Außerdem werde ich jedes Mal von erdbebenartigen Erschütterungen wach und denke ein Elefant muss durch das Hostel wandern, nur um dann festzustellen, dass andere Hostel-Gäste auf das stille Örtchen gehen. Na ja, Schlaf wird manchmal auch überbewertet.

Sonntag

Nach Express-Duschen, Express-Frühstücken mit anschließendem Warten auf diejenigen, die von Express nichts halten, soll das Highlight des Wochenendes folgen: die Weinverkostung.
Eine kurze verregnete Wanderung durch tiefe Wälder, über Weinberge und durch Alpaka-Gehege (possierliche Lebewesen, und gar nicht mal so scheu…einige hatten ein Auge auf die Mädels geworfen) bringt uns zum recht feinen Weinlokal. Etwas underdressed (Wanderkluft, matschige Stiefel und nasse Regenjacken) lassen wir uns dann ein paar Weine schmecken. Der Weinguru faselt was von „unterschiedlichen Elementen im Mund“ und „einfacher Abgang“; wir wissen nicht so recht, was wir damit anfangen sollen, nicken und nippen jedoch freundlich. Ich muss gestehen, dass die meisten der probierten Weine wirklich sehr lecker sind. Jenny genehmigt sich ja ganz gern mal ein Gläschen, weiß also wie sie die Weine qualitativ einzuordnen hat. Und sie ist begeistert. Ich hingegen würde wahrscheinlich keine Unterschiede zum Aldi-Wein aus dem Tetrapack finden.
Der Guru erzaehlt uns was vom Pferd...(Foto bei Fred aus Danmark geklaut:))


Micha und ich bestellen uns zum Nachtisch noch ein selbstgebrautes Bier. Und was soll ich sagen? Es ist mit 10 $ pro 0,33-Liter-Flasche gleichzeitig das teuerste und widerlichste Bier, das ich je getrunken hab. Der erste Schluck. Es fällt mir schwer, die Fassung zu bewahren. Der Geschmack ist schwer zu beschreiben. Der zweite Schluck. Die Zeit scheint still zu stehen. Ich stelle mir vor, wie ich den Boden einer verdreckten Spelunke koste. Das dürfte den Geschmack des Bieres wohl am besten treffen. Der dritte Schluck. Das Nackenhaar ist nun steil aufgerichtet, ich weine. Der vierte Schluck. Welch Dämon hat dieses Getränk direkt aus der Hölle in dieses Weingut importiert? Der fünfte Schluck. Auf meiner linken Schulter sitzt ein kleiner Basti-Engel, der sagt, dass ich aufhören soll. Auf der rechten Schulter sitzt ein kleiner Basti-Teufel, der mir ebenfalls rät, aufzuhören! Die restlichen Schlücke verlaufen wie in Trance. „Lieber den Magen verrenkt, als dem Wirt geschenkt!“ denke ich mir. Die ganze Welt zieht an mir vorbei. Dann komme ich wieder zu mir. Die Bierflasche ist leer - puh…
Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Wir nehmen den Bus zurück zum Hafen, setzen mit einer voll gequetschten Fähre nach Auckland über und schwelgen den Rest des Abends in Erinnerungen; von einem hübschen gemütlichen Plätzchen auf dieser Welt.
zusammenhangslos, aber irgendwie putzig...eine Biene bei der Arbeit


Basti und Micha ließen sich aber nichts anmerken, erst als Basti mir zu flüstert, dass das Bier extrem nach Zigarettenasche schmeckt und nachdem ich selber einen extrem kleinen Schluck getrunken habe, sehe ich die verkrampften Gesichter der Beiden. Mich stört es nicht und innerlich lacht der Jenny-Teufel vor Schadenfreude, während der Jenny-Engel eine Träne verdrückt. Außerdem lagen die beiden ohnehin schon im Clinch, denn ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich so einen herrlichen Rosé mitnehmen sollte oder nicht. Als Fie dann sagte, dass sie auf ihre Flasche ein Sonderpreis bekommen hatte, siegte meine Unvernunft über die Vernunft. Und beim bezahlen setzte sich dann wieder einmal meine Ahnungslosigkeit durch, weswegen ich die Wirtin am Ende unabsichtlich um die Hälfte beschummelt habe. Aber kann man diesen Augen böse sein?!

Montag, 4. Oktober 2010

Basti allein zu Haus / Jenny am wilden Fluss


Diesmal ein Bericht aus zweierlei Sicht.
Da mein Assignment noch nicht vollendet ist, bin ich quasi das komplette Wochenende an den Schreibtisch gefesselt. Jenny hingegen hab ich auf Klassenfahrt geschickt. Sie soll schließlich in den Genuss eines ausgefüllten Wochenendes kommen, nun da sie ja selbst vorübergehend wieder (Sprach-)Schülerin ist. Diese zugegebenermaßen extrem noble Geste meinerseits hält gleichzeitig auch einen Vorteil für mich bereit: volle Konzentration auf die Arbeit. Na wenn das mal was wird? Auf geht die wilde Fahrt…
Oh Schock!


Freitag:
Pünktlich um 2.45 Uhr nachmittags soll die Unternehmung Rotorua starten. Demnach genießen Basti und ich noch einen ausgiebigen Lunch, bevor wir uns für zwei Tage Aufwiedersehen sagen werden. Ein fast zweistündiger Abschied, denn die Abfahrt verzögert sich! Und wir haben großes Glück, denn endlich können wir wieder in den Freitagnachmittagsstau fahren und ein bisschen stinkige Luft atmen, fast wie zu Hause.

Jenny hat die Wohnung verlassen. Ich winke vom Balkon und schnaube meine Trauer ins Taschentuch. Als ich zurück in den Wohnbereich trete, durchfährt mich ein Schock. Das Geschirr ist noch nicht abgewaschen! Ein kalter Schauer fährt mir den Rücken hinunter, als mir klar wird, dass ich nun den Haushalt schmeißen muss. „Ich werde wohl lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen.“ sag ich mir und schleiche zögerlich zur Küche. Ich versuche mich zu beruhigen. „Wie macht Jenny das immer? Wasser ins Spülbecken lassen und dieses wohlriechende Mittel, das die lustigen Blasen produziert, hineinschütten…aber dann?“ Ich hab keine Zeit, mir den Kopf darüber zu zerbrechen und entschließe mich, diese Aufgabe auf den Sonntag zu verschieben. Hochzufrieden mit der Lösung dieses Problems mache ich mich an die Lösung eines anderen Problems: Das Assignment!...

Nach fast vier Stunden Fahrt, dem üblichen Halt bei McDonalds und etlichen Umwegen erreichen neun Studenten (inklusive mir, bin jetzt nämlich auch wieder eine Studentin) im Auto und Micha auf seinem Motorbike sicher das sehr gut ausgestattete Hostel. Nach einem Schlummertrunk geht es dann auch recht früh zu Bett, denn der nächste Tag ist voll gepackt mit Aktivitäten.

Es ist schon spät, als ich mich entschließe, die Arbeit für heute ruhen zu lassen und ins Bett zu hüpfen. Draußen ist es ziemlich dunkel. Ich muss nun immer wieder an „Kevin allein zu Haus“ denken. Die Parallelen zu mir sind frappierend: Wir sind beide jung und allein zu Haus… „Hoffentlich statten mir die feuchten Banditen keinen Besuch ab.“ denke ich und gehe ins Bad. Beim Zähneputzen versuche ich mich abzulenken, indem ich lustige Grimassen im Spiegel schneide – ohne Erfolg! Ich schließe die Tür von innen ab, und kontrolliere, ob unter dem Bett einer der Banditen sitzt. „Da ist zwar keiner, aber trotzdem sollte ich ein kleines Licht anlassen, dann ist es nicht so dunkel.“ denke ich. Außerdem hat Kevin die Einbrecher damit auch abschrecken können. Ohne das obligatorische Gutenachtküsschen muss ich einschlafen. Vor dem Einschlafen beschließe ich aus Sicherheitsgründen, das Badezimmer im Fall von Pionierblasenattacke nicht aufzusuchen. Ich Held…
Wenn Makroman Pause hat, uebernimmt Makrogirl...(Insider)

Samstag
7:00
Der Wecker klingelt unerbärmlich. Also doch aufstehen und in die Küche wackeln zum Frühstück machen. Ist eh besser als Fie´s und mein Raum, denn die Nacht war bitter, bitter kalt! Toast toasten, Rührei rühren, Tisch auftischen und Wasser für Kaffe und Tee kochen. Die üblichen Verdächtigten kümmern sich ums Frühstück machen, der Rest hat die ehrenvolle Aufgabe, hinterher alles wieder sauber zu machen!
Hier brodelt und blubbert es im Untergrund


8:30 – 9:00
Abfahrt in Richtung Wai-O-Tapu Thermal Wonderland, eines der berühmtesten Thermal Schutzgebiete Neuseelands. Auf insgesamt drei Strecken kommen wir an allerhand blubbernden und dampfenden Löchern vorbei, die allesamt durch einen nicht allzu lang zurückliegenden Vulkanausbruch entstanden sind. Herrlich diese Farben, von hellblau über quitschgrün und orangerot bot Mutter Natur uns vielseitige Möglichkeiten die Photoapparate zu zücken. Aber das wichtigste ist wohl der Geruch oder das typische Parfum dieser Gegend, ein Gestank wie faule Eier, mal mehr oder weniger, aber einmalig und eine Erinnerung wert.
Wie man sieht, riecht es hier gewaltig nach Schwefel...(haeh?)

Mit verkrampften Unterleib stehe ich auf (lies: ich krieche) und schleppe meinen Kadaver zum Bad. Ich habe sehr unruhig geschlafen (lag vielleicht am starken Harndrang), freue mich jedoch, dass ich die Nacht überstanden habe. Sogleich fahre ich mit dem Schreiben fort, die Ängste der letzten Nacht scheinen im Hellen wie weggewischt. Stolz über meinen Mut sprudeln die Worte und Ideen.
Nach ca. 2 Stunden ist Frühstückszeit: Ich begebe mich Richtung Küche, doch da wo sonst ein paar fertig gemachte Sandwichs allererster Güte auf mich warten, liegt nur ein Brett und ein Messer. Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ich muss mir selbst etwas zum Frühstück kreieren. Unruhig scharre ich mit den Füßen, als ich den Kühlschrank öffne. Zum Glück: Er ist gut gefüllt. Ein Einkauf wäre wohl auch ein bisschen zu viel des Guten gewesen. Ich schneide mir ein paar ca. 2cm schlanke Scheiben Salami und Käse und arrangiere sie auf den bereits mit Butter beschmierten Brotscheiben. „Das war ja gar nicht so schwierig! Und hat nur 45 Minuten gedauert!“ denke ich während ich schmatzend mein Frühstück genieße. „Und morgen mal mit ner Scheibe Gurke drauf“ nehme ich mir vor. Man wächst ja schließlich mit seinen Aufgaben.

12:00
Aufbruch in Richtung Kajak-Tour. Ich kann mich leider nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Kajak fahren war, weswegen meine Anspannung recht groß ist, denn trotz wunderschönem Wetters ist die Wahrscheinlichkeit ins Wasser zu fallen und danach zu frieren sehr groß. Aber einmal zugesagt, muss ich mich dieser Herausforderung stellen. Mit fast einer Stunde Verspätung lassen wir die Boote ins Wasser, nachdem die Verleih-Tante es abgelehnt hatte, eine Sicherheitseinweisung zugeben, mit den Worten: „Wer kann’s, der kann’s eben!“. Zum Glück haben wir in Fie (zur Erinnerung, dänische Studentin) unseren persönlichen Guide dabei! Und nach anfänglichen kommunikativen Schwierigkeiten mit Matze (der saß mit mir in einem Boot) klappt das Paddeln doch recht gut. Die Sonne lacht, die Wellen lassen unsere Böötchen lustig tanzen und keiner von uns fällt bis zur Pause ins Wasser. Nur Fie schafft es, beim Aussteigen am Strand ihr Boot zum Kentern zu bringen!
Nach dem selbst mitgebrachten Mittagessen geht die Paddelei weiter und erschöpft und abgekämpft erreichen wir unseren Abholort. Und ich bin trocken geblieben!
"Hahhrrrr, ihr Landrrrratten!"


Ca. 18 Uhr: Der Tag kann bis jetzt als Erfolg verbucht werden. Ich bin gut mit dem Assignment vorangekommen und kann mir nun selbst Stullen schmieren. Doch die nächste Hürde wartet…das Abendbrot. Da über den gesammtenTag verteilt ca. 600 Gramm Schokolade genascht wurden, soll das Mahl etwas bescheidener ausfallen. Die Ideallösung: ein Salat. Das Problem: ich muss schon wieder mit diesem scharfen Gegenstand (Messer) hantieren. Ich erinnere mich an die dicken Salamischeiben vom Frühstück…unweigerlich fange ich an zu sabbern…“Nein! Heute gibt’s Salat!“ bekämpfe ich meine Dämonen. Elegant schäle ich alles was mir in die Finger kommt, von der Gurke bis zur Tomate, sogar der Schafskäse verliert sein Äußeres…Sicher ist sicher! Der Salat hat dann auch eine ungewohnte Konsistenz, fast breiig. Die Gurke kann ich im ganzen Stück essen, da sie nach der Schälaktion größenmäßig einem Zahnstocher ähnelt. Trotz der Strapazen der Zubereitung bin ich stolz: Eine neue Stufe auf der Treppe der Unabhängigkeit ist genommen! Der Salat schmeckt nicht.

19:00
Zeit zum Abendbrot. Pasta mit Tomatensauce mit extrem vielen Karotten und viel, viel Salami. Extrem lecker und genau das Richtige nach einem aktiven Tag wie diesem.
21:00
Auf zur Erholung und ab ins polynesische Spa, der Geheimtipp im Lonely-Planet. So geheim, dass um neun immer noch gefühlte tausend Menschen unterwegs ist. Aber davon lassen wir uns nicht beirren, rein in die Bikkins und Shorts und ab in Wasser. Das erste Becken riecht sehr streng nach faulen Eiern und hat eine sehr unangenehme grüne Farbe, aber ist angeblich gut gegen Arthritis! Uns ist es egal, hauptsache heiß und entspannend für die überanstrengten Muskeln! So probieren wir uns durch die zwischen 39 bis 42 Grad Celsius heißen Pools durch. Dazwischen gibt es natürlich wieder einmal ein Feuerwerk zu bestaunen, vom Pool aus natürlich.
22:59
Neuseeländer machen sehr gerne sehr pünktlich Schluss und die Schotten dicht und so muss ich mir meine Schuhe draußen zubinden. Auf dem Weg zum Hostel probiere ich gleich meine Freiminuten unseres tollen Prepaid-Mobilfunkanbieters aus und halte Basti vom Schreiben ab. Da musse er aber durch, wenn er schon nicht mitkommt und mich alleine in die Wildnis schickt!
So gruen war der Pool des Polynesischen Spas auch...aber hilft gegen Athritis

Da der Salat suboptimal gemundet hat, wurden weitere 300 g Schokolade verdrückt. Dazu habe ich mehrmals von der Salami abgebissen, das Abschneiden der Wurst wurde als Zeitverschwendung abgetan. Verdammte Dämonen! Außerdem hat mir Tobi zugesichert, per facebook das morgen stattfindende Eröffnungsspiel der Berlin-Baskets live zu kommentieren. Der Haken: Aufstehen um 7 Uhr morgens! Das Highlight des Tages: Ein Telefonat mit Jenny…
Da meine Augen bereits viereckig sind, wird der Computer für diesen Abend ausgeschaltet. Als das beruhigend monotone Geräusch der Computerlüftung erlischt, ist es unangenehm ruhig in der Wohnung, so ganz allein. Ich versuch an irgendwas schönes zu denken. Ich stelle mir Jenny vor, wie sie in einem weißen Kleid auf einem Schimmel den Strand entlang galoppiert. Doch es hilft nichts: Der Puls beschleunigt sich, die Hände sind kalt und zittern (entweder aus Angst oder als Anzeichen eines Zuckerschocks – ich bin mir nicht sicher). Immer wieder habe ich dieses Bild vor Augen: Die feuchten Banditen, wie sie fies lächelnd nach mir greifen. Joe Pesci’s Goldzahn lässt mir dabei keine Ruhe…Irgendwann setzt dann doch die Müdigkeit ein. Ich beschließe mich wie ein Mann zu benehmen. Ich gehe auf Toilette um mich bettfein zu machen. Danach verrammle ich die Tür und schaue noch mal unter dem Bett nach und ob da wirklich keiner ist. Als ich schließlich einschlafe, brennt noch das Licht…


1 Uhr irgendwas sind die Augen so müde und der Kopf so schwer, dass ich im stehen einschlafen könnte und mich ins Bett verkrümele und hoffe, die Nacht wäre nicht so kalt! Ist sie dann auch nicht, sicherlich auch weil ich mit Mütze auf dem Kopf eingeschlafen bin, die prima warm hält!

Um 7.00 Uhr klingelt der Wecker, Ich habe schlecht geschlafen. Meine Träume hatten irgendetwas mit nem Goldzahn zu tun. Da das Steinzeit-Internet mal wieder nicht funktioniert, wird das Handy bemüht, um das Spiel zu verfolgen. Die Partie ist spannend, hart umkämpft, wird am Ende jedoch leider verloren…Verdammt! Schweren Schrittes begebe ich mich zum Computer, um wieder viele schlaue Dinge in die Tastatur zu hämmern. Ein schöner Start in den Tag sieht anders aus…

Sonntag
9:00
Eine ungewohnt späte Aufstehzeit für unsere Reisegruppe, aber das haben wir uns mal gegönnt! Die übliche Prozedur des Frühstückmachens, nur dass wie eigentlich um zehn raus sein mussten. Aber da sind die Kiwis dann doch nicht so!
11:00
Ab zur Bay of Plenty und zur abschließenden Bergwanderung. Der Mount Maunganui (großer Berg) ist ein 232 Meter hoher Hügel mitten am Strand des beschaulichen Tauranga. Tauranga wiederum erinnert an eine wilde Mischung aus Kalifornien (sagen die anderen) und Strandpromenade an der Ostsee (sage ich). Der Ort ist überfüllt mit Sonntagsausflüglern, sowohl Einheimische als auch Touristen wie wir suchen hier Erholung. Wir besteigen zuerst den Berg, oben angekommen gibt es für die meisten eine zünftige Brotzeit und nach dem Abstieg geht es an den Strand, um die Beine und die Seele für ein paar Augenblicke baumeln zu lassen.  
Toll...Jenny faellt nischt ein...deshalb kurz und knapp: eine Insel
Zum Lunch wird eine Pizza aus dem Tiefkühlfach gezaubert. Mit den vortags erlernten Skills wird die Pizza noch etwas mit Zwiebeln und Schafskäse aufgepeppt. Das Ergebnis lässt sich sehen und genießen. Den Rest des Tages werden die Sekunden, Minuten und Stunden zu Jennys Wiederkehr runtergezählt. Das aufregende Wochenende geht schnurstracks seinem Ende entgegen…

16:30
Rückfahrt nach Auckland und unerwarteter Weise gibt es keinen sonntäglichen-in-die-Stadt-reinfahr-Verkehr!
20:30
Endlich wiedervereint mit Basti. Wenn das nicht wie die Faust aufs Auge passt, denn immerhin ist Tag der Deutschen Einheit!

„Hurra, es ist vollbracht!“ Wir liegen uns in den Armen. Nicht ohne Stolz berichte ich von meinen Abenteuern, schildere wie ich den Abwasch erledigt habe…Jenny scheint etwas irritiert, nickt aber lächelnd. Hach schön, jetzt ist die Jenny wieder da, um mich zu beschützen: Vor eventuellen Banditen, aber vor allem vor der Hausarbeit…
auf dem Berg links hinter dem Blatt war Jenny

ps: Danke, dass ich morgen früh um 9 Uhr in der Sprachschule sein muss, aber bis tief in die Nacht am Blog mitschreiben muss. Danke für Dein Verständnis, Basti!

pps: Ich sah mich gezwungen, nach meinem Blog „Basti in der Uni“ ein paar Sachen gerade zu rücken. Für viele ist es vielleicht ein Schock, für andere („Hallo Mami“) bereits Gewissheit. Ich bin, was die Arbeit zu Hause angeht, stinkend faul. Wenn Jenny den Laden hier nicht schmeißen würde, hätte ich wohl immer eine ganze Menge Gäste (in Form von kleinen Nagern oder Insekten…iiihhh!) zum Essen der TiefkühlkostJ. Daher die leicht überspitzte Darstellung. Ich habe übrigens keine Angst vor den feuchten Banditen. Und „Kevin allein zu Haus“ ist ein guter Film! Cheers