Freitag, 28. Januar 2011

Auckland, Hongkong, Erkner

Werden ihn vermissen, den Skytower Aucklands...

Dieser letzte Blogeintrag soll unsere Heimreise, welche aus insgesamt sechs schlanken Flügen bestand, nachzeichnen. Innerhalb einer knappen Woche konnten wir uns sowohl gebührend von Auckland verabschieden, als auch die Handelsmetropole Hongkong erkunden. Mit dabei waren natürlich wieder unsere treuen Blogger-Helfer, der Fotoapparillo und der Notizblock.

Zu sehr unchristlichen Zeiten verlassen wir Cairns, um über Sydney nach Auckland zu gelangen. Unchristlich sind dann auch die gepfefferten Preise, die der Flughafen Cairns für uns bereithält. Ein Trolley für die Koffer kostet nur 3$ Miete. Den lassen wir gekonnt links liegen und buckeln unsere Koffer zum Check-in. Unser Übergepäck beschert uns unschlagbar günstige 160$ Geldstrafe (wobei unser Laptop und Jennys Handtasche mit in die Rechnung einbezogen werden – für mich ein Skandal! Also Leute: „Jetstar meiden!“ – erspart Euch den Stress…). Dementsprechend besteigen wir wild fluchend und roten Kopfes das Flugzeug. Toll, den Abschied haben wir uns wohl auch harmonischer vorgestellt…
Der Aufenthalt in Sydney zieht sich ein wenig in die Länge, allerdings versüßt durch freies Internet. In Auckland kommen wir schließlich nachts um 1:30 Uhr an. Wir beschließen, dem Jetlag der kommenden Tage aktiv entgegenzuwirken und gucken noch ein Live-Spiel der australischen Basketball-Liga, bevor wir totmüde in die Federn fallen und selig schlafen.
...diese Straßenkunst hat mich wirklich begeistert!

Nach ausreichend Schlaf und einem verschrecktem Zimmermädchen machten wir uns doch mal raus an die frische Luft, um gebührend Abschied von Auckland zu nehmen. Wie nicht anders zu erwarten war, regnete es ununterbrochen. Zwar war es nicht kalt aber auch nicht so angenehm! Unsere kleine Runde führte uns zu unserem Lieblings-Foodcourt, wo erst einmal lecker Chinesisch und Japanisch gegessen wurde. Weiter ging es die Queenstreet hoch in Richtung der örtlichen Bank, denn Bastis neuseeländisches Studentenkonto wollte aufgelöst werden. Unterwegs musste ich mich sehr angestrengt an Bastis starken Armen festhalten und lief wie auf Eiern, denn meine Flip-Flops in Kombination mit Aucklands Straßen und dem Regen war wie eine eisige Rutschbahn. Aber zum Glück hellte es auf, die Sonne ließ sich sogar mal blicken. Wir setzten unseren Spaziergang fort in Richtung Uni, wo der Regen wieder begann, dann ging es weiter vorbei an unserem altem zu Hause und wehmütig blickten wir in den 11. Stock! Eine schöne Zeit hatten wir da…aber heut war keine Zeit für Sentimentalitäten und Gefühlsausbrüche, denn es regnete mittlerweile sehr unangenehm. Unsere Runde führte uns in unsere alte Kaufhalle, später dann vorbei an einigen Souvenirläden und wieder ins Hotel. So konnten wir an einem Tag noch mal fast alle Stationen unseres fast fünf monatigen Aufenthalts  in Auckland abklappern.
Auch die nächsten zwei Tage waren mehr oder weniger mit letzten Besorgungen ausgefüllt: wir haben wohl jeden Souvenirladen zweimal besucht, um alle Mitbringsel für zu Hause zu besorgen, wir haben ein letztes Mal Butter Chicken in der Uni gegessen und ein letztes Mal die nächtliche Skyline von Auckland bewundert.
Donnerstag 5:00 klingelte mal wieder unmenschlich der Wecker, 5:30 kam das Taxi und um 8:00 saßen wir im Flieger in Richtung Hongkong, diesmal ohne lästige Diskussionen am Check-In-Schalter und teure Übergepäckgebühren.
...endlich in Hongkong...

Hongkong
Wir kommen abends in Hongkong an, schnappen uns die Koffer, setzen uns in den Airport-Express und brausen bis Hongkong Station, ein Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Dort wartet bereits Marcus, der in den nächsten Tagen als die einmalige Mischung aus Herbergsvater, Reiseführer und Animateur glänzen wird. Da einerseits der überaus chaotische Verkehr und andererseits die horrenden Parkplatzpreise nicht gerade zum Führen eines eigenen PKWs einladen (Marcus ist also autolos…), besteigen wir zum ersten aber nicht letzten Mal eines der Taxen. Diese werden meist von risikofreudigen, temposüchtigen Vollpatienten gelenkt. Ein Umstand, welcher uns hier und da schon ein paar graue Haare auf den Kopf und Terror unter den Achseln zaubert. Na ja, wir kommen jedenfalls gut bei Marcus’ Bude an, schmeißen die Koffer ab, greifen zu ein paar gerstehaltigen Erfrischungsgetränken und essen typisch chinesisch – per Bestellung bei McDonalds (Dazu eine Frage: Warum gibt es diesen Liefer-Service nicht in der alten Welt?). Vielleicht liegt es an den BigMacs im Wanst, vielleicht am Alhohoool in der Blutbahn oder einfach nur am 24-Stunden-Tag, aber irgendwie klimpern die Augen vor Müdigkeit. Das Bett ruft und wir gehorchen…
Der nächste Morgen, die Sonne lacht uns ins Gesicht. Das Wetter nötigt zum Erkunden der Stadt, und zwar vorzugsweise laufender Weise. Also ab Richtung Straßenmarkt und von dort aus weiter zum Fährterminal nach Lamma-Island. Da Marcus’ Butze recht zentral gelegen ist, reichen ein paar Schritte, um all die seltsamen Gerüche, Lebensmittel und den Trubel eines chinesischen Marktes zu erreichen. Hier und da hängt mal ne halb geschlachtete Ziege im prallen Sonnenlicht rum (ihr Kopf ist noch unangetastet; der verschreckte Gesichtsausdruck lässt auf raue Sitten bei den Schlachtmethoden schließen). Daneben findet man vor allem Federviecher am Haken sowie Gemüse und Obst in allen Formen und Farben.
...uff'n Markt

Da wir noch nichts im Magen haben, bewegen wir uns in Richtung einer Fressmeile, wo lecker thailändisch gefuttert wird. Das Ferry-Terminal wird abermals per Taxi angesteuert. Diese Form der Fortbewegung lässt einen zwar hier und da innerlich „Himmel Sakrament“ rufen, ist jedoch überaus billig. Hierzulande gibt man für ähnliche Strecken das gleiche Geld für einen ÖPNV-Fahrschein aus. Die Fahrt zur vorgelagerten Lamma-Island geht recht schnell, führt uns jedoch in eine völlig andere Welt. Die Hektik der Großstadt ist verflogen, den vielen hier wohnhaften Aussteigern steht „laissez-faire“ in dicken Lettern auf der Stirn geschrieben. Über enge Gassen, die nicht selten quer durch das Grundstück der Anwohner zu führen scheinen, arbeiten wir uns zu einem idyllischen Strand vor. Idyllisch, wenn man mal die drei Schornsteine des direkt neben dem Strand gelegenen Elektrizitätswerks ignoriert. Dafür ist das Wasser bestimmt schön warm, und die dreiäugigen Fische können rückwärts schwimmen…
Baustellenidyll auf Lamma Island

Wir wandern weiter über einen erstaunlich gut ausgebauten Weg Richtung „Sok Kwu Wan“, übersetzt „Ort, wo die Fähre der drei Europäer abfährt“. Dort schnabulieren Jenny und Marcus ein wenig Seafood, während sich meiner einer damit beschäftigt, Erdnüsse mit Stäbchen zu essen – eine aufreibende Arbeit. 
Jennys und Marcus' Nahrung...

Abseits der vielen Restaurants wird der Ort von einer Fischerkolonie direkt im Hafenbecken dominiert. Die leben und arbeiten quasi im Boot oder einer kleinen schwimmenden Blechbehausung. Wo wohl deren Abwasser landet? Gestärkt und voller Tatendrang (Schnarch, Jetlag) wird die Fähre zurück Richtung Hongkong Island bestiegen. Mittlerweile befindet sich die Sonne im Rückzug und der Reiseführer hat noch einen Trumpf im Ärmel, der etwas mit „Skyline“ und „Ausblick“ zu tun hat. So so…
Schöner Sonnenuntergang auf Lamma Island

Während wir noch auf der Fähre zurück nach Hongkong Island einen der wunderbarsten Sonnenuntergänge unserer Reise bestaunen könnten und Basti voller Ekstase mit dem Photoapparillo fast eskalierte, dachte Marcus schon ein Stück weiter und führte uns auf den Peak. Der Peak war eine gelungene Mischung aus Touri-Einkaufsmeile und Aussichtsplattform. Um dorthin zu gelangen, mussten wir mal wieder mit einem Taxi hoch kutschiert werden und Todesängste ausstehen. Aber es hatte sich gelohnt: der Ausblick über Hongkong bei Nacht ist einmalig. Zwar bekamen Basti und ich an diesem Abend schon mal einen Vorgeschmack in Sachen Kälte, aber die Bunten Lichter der Skyline ließen uns die eisigen Winde vergessen.
Blick von "The Peak" auf die Stadt...alle machen "Oh"...

Am Abend gab es für uns drei das erste Barbecue des neuen Jahres. Die Beschaffung der Zutaten stellte sich als schwieriger heraus als gedacht, denn wir waren recht spät dran und Marcus favorisierter Fleischladen hatte nichts Schönes mehr im Angebot. Wir dachten schon, dass nun doch Schweinepfote, Ziegenköpfe und Katzen auf dem Grill landen würden. Aber weit gefehlt. Im Mini-Supermarkt gab es sogar noch Filet Stücken und unser Abend war gerettet. Allerdings machte sich mit dem vollem Bauch auch die Müdigkeit breit und ich meinerseits hatte mich schon in die rote Kuscheldecke eingerollt und hätte auf der Stelle einschlafen können. Mein Vorhaben wurde leider von den Jungs gestoppt, die nun Singstar spielen wollte. Na das ließ ich mir nicht zweimal sagen und mit dem entsprechenden glasklaren Getränk im Glas sangen wir drei um die Wette. Merkwürdigerweise schnitten die Jungs viel besser ab als ich (naja, kein Wunder, ich stand im Schulchor ja auch immer ganz hinten, damit mich keiner hören kann).
Der nächste Morgen wartete schon auf uns, wir hatten eine Verabredung mit einer Bootsfahrt. Freunde von Marcus hatten eine Junte gemietet und damit sollten wir die nächsten acht Stunden um Hongkong Island herum schippern. Zum Glück hatten wir uns vor der Abfahrt noch mit Essen und Getränken eingedeckt, denn einmal auf dem Boot gab es nichts weiter als eine kleine Toilette, Musik und gute Laune.
Quatsch auf'm Boot...

Am späten Nachmittag hatten wir auch noch Glück und die Sonne setzte sich durch den dicken Brei aus Wolken durch. So kam es, dass wir unseren zweiten wunderbaren Sonnenuntergang auf einem Schiff zur Einfahrt nach Hongkong erlebten!
...so eine Freude
...nochmal ein Sprungfoto

Basti und ich verabschiedeten uns dann von der Gruppe und von Marcus, unsere Koffer schrien nach uns und so stürzten wir uns mutig alleine in den Abendverkehr. Aber wir kannten die Stadt nun ja schon wie unsere Westentasche.
...auf'm Heimweg gesehen: die Doppelstock-Straßenbahn.

Abermals klingelte der Wecker um 5:00 Uhr, 5:30 sagten wir Marcus auf Wiedersehen und bis bald und dankten für die Gastfreundschaft und um 8:00 saßen wir mal wieder um Flugzeug, diesmal wirklich in Richtung nach Hause. Dabei hatten wir extremes Glück, denn wir hatten eine Viererreihe für uns alleine. So konnte ich mich schön auf über drei Sitze langmachen, während Basti sich mit einem Sitz zufrieden gab.

Gegen 19 Uhr landete unser letzter Flieger und Berlin empfing uns wie es nun mal ist: kalt und bürokratisch, denn die Passkontrolle fand quasi draußen statt. Dafür war der Empfang danach umso wärmer. Unsere Familien und einige Freunde warteten bestimmt schon seit Stunden sehnsüchtig am Flughafen und wollten uns gar nicht mehr aus ihrer Umarmung loslassen. Und ja, es sind Tränen der Freude geflossen wie aus Sturzbächen!

Dass die Begrüßung nicht „nur“ auf zwischenmenschlicher Ebene sondern auch auf kulinarische Art und Weise von statten ging, gefiel mir natürlich sehr. Von Buletten über verschieden Salatvariationen und Dips bis hin zu einem Auflauf wurde alles aufgeboten, was einem den Zahn tropfen lässt. So wundert es kaum, dass bis tief in die Nacht genascht, gequatscht und gefeiert wurde. Vielen Dank für diese herzliche Willkommensfeier!!!
Ciao, es war schön mit Euch!

Ein weiteres dickes Dankeschön geht raus an Euch, die Leser des Blogs. Wir hoffen, Euch durch die ein oder andere Anekdote und dazugehöriger Fotos unsere tolle Zeit am anderen Ende der Welt etwas näher gebracht zu haben. Und wir bedanken uns für die Briefe, die vielen E-Mails und Telephonate aus der alten Heimat nach Neuseeland und Australien, die uns immer auf den Laufenden gehalten haben! Genau! Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen,

Jenny und Basti

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