Donnerstag, 16. September 2010

Tonga - die ersten Tage


klein aber oho, einer der vielen vorgelagerten Inseln

Da sehr viel erlebt und noch mehr fotografiert wurde, ist unser Tonga-Abenteuer in zwei Teile aufgesplittet. Es folgt: Teil 1

Nach einer Nacht mit wenig Schlaf aufgrund der ungewohnten Wärme, quiekender Schweine und frühmorgendlichem Hahngeschrei und nach einem besonders gehaltvollem Continental Breakfast (Toast, Marmelade und Obst) schlenderten wir beide los in Richtung Downtown der Hauptstadt Tongas. „Erst mal gucken, was man so machen kann, dann entscheiden“, das war unsere Devise. Aber spontan wie wir nun mal sind, haben wir uns kurzer Hand entschlossen eine kleine Inselbesichtigung zu machen, die uns in der Tourist-Information quasi ans Herz gelegt wurde. Mit Taxi für weniger als eine Hand voll Dollars ging´s zum Hafen und von dort aus mit einem kleinen, aber feinen Motorboot in Richtung offenes Meer. Nach zehn Minuten hatte sich das Bestaunen des Ozeans allerdings schon erledigt, denn wir hatten unseren Bestimmungsort erreicht. Eine kleine Insel mit unaussprechlichen Namen: Pangaimotu.
Die Eilande liegen so nah bei einander; wenn man ein Stein wäre, könnte man sich rüberwerfen lassen (oder alternativ: wenn man eine Katze wäre, könnte man rüberspringen)


Auf der Insel angekommen, machten wir uns erst einmal auf Entdeckungsreise Tour alla Captain Cook: einmal rund um die Insel und ein schönes Fleckchen im Schatten erobern. Unterwegs entdeckten wir die erstaunlichsten Sachen, angefangen bei kleinen Einsiedlerkrebsen, die mit ihrer Muschel auf dem Rücken durch den Sand wanderten, über Wasserspuckende größere Muschel, die wahrscheinlich eine wunderschöne Perle in ihrem Innern verborgen hatte, bis hin zum Blau des Wasser in allen Farben (Hell- bis Dunkelblau) und Facetten (Blau mit Schimmer).
Jenny hat eine Muschel gefangen...


Die Inselumrundung hatten wir schnell erledigt, denn allzu groß war dieselbige nicht. Als wir endlichen ein Fleckchen Strand gefunden hatten, bei dem wir nicht Gefahr laufen würden, eine Kokosnuss auf den Kopf zu bekommen, mussten wir leider feststellen, dass wir wie die Frisöre losgegangen waren: Schnorchelset und Unterwasserkamera vergessen, nur ein großes Handtuch für uns beide mit, nix zu Lesen oder zum Spielen und auch nix zum Naschen mit. Wobei letzteres nicht von wesentlicher Bedeutung war, denn die Sonne machte wenig Appetit auf Schokolade. Aber wir begnügten uns damit, gemütlich auf dem winzigen Handtuch zu liegen und aufs blaue, blaue Meer hinaus zu schauen.
Lässiger Auftritt...


Nach dem Mittagessen in einem extrem gemütlichen Beach-Club/ Kascheme/ Restaurant wollten wir eigentlich schwimmen gehen. Aber eine innere Stimme, an die wir uns aus Kindertagen wieder erinnerten, sagte uns mit erhobenen Zeigefinger: „Nach dem Essen nicht schwimmen gehen!“. Auch nicht weiter wild, dachten wir uns, legen wir uns hin, dösen ein bisschen, planschen konnten wir ja später noch. Aus dem Dösen ist ein ausgiebiger Nachmittagsschlaf geworden, von dem wir gerade rechtzeitig erwachten, um wieder auf´s Boot in Richtung Hauptstadt zu kommen. Dort angekommen, fing der Nieselregen auch schon an und machte unsere Entscheidung, zurück ins Hotel zu fahren sehr einfach…
Diese futuristisch anmutende Wolkenkratzersiedlung ist in Wirklichkeit eine Koralle


Donnerstag

Wir haben etwas besser geschlafen, auch wenn die Schweine wieder ein Grunzkonzert vom Feinsten gegeben haben. Gestärkt durch das „Continental-Frühstück“ (diesmal gab es auch gekochte Eier) suchen wir im Reiseführer nach einer Schlechtwettervariante – die Wettervorhersage versprach Regen und Wind. Kurzerhand entschließen wir uns für eine geführte Tour, die die größten Attraktionen der Insel einschließt, da ist man wenigstens im Auto unterwegs, wenn der unvermeidliche Regen kommt. So weit so unspektakulär...
Die zwei Protagonisten an einem der vielen schönen Strände


…die Tour an sich ist dann sehr schön, aber geführt ist vielleicht der falsche Ausdruck. Viel erfahren über die einzelnen Attraktionen oder überhaupt über die Insel tun wir nicht, unsere Reiseführerin ist in der Hinsicht recht zurückhaltend, ja fast verschlossen. Vielmehr spazieren und klettern Jenny und ich auf eigene Faust umher, machen fleißig Fotos und Videos. Überhaupt steckt der Tourismus hier noch in den Kinderschuhen. Das ist einerseits schön, da die Attraktionen und Strände nicht überlaufen sind und man das Gefühl hat, der einzige Touri zu sein. Andererseits möchte man auch ein bisschen was erfahren über die schönen Dinge, die man hier besichtigt. Außerdem ist die Infrastruktur, sagen wir mal „ausbaufähig“. Die Straßen sind beliebter Aufenthaltsort von Schweinen, Rindern und Hunden und extrem löchrig. Auf dem Weg von Attraktion zu Attraktion hat man auch die Chance, die Siedlungen der Tonganer unter die Lupe zu nehmen. Die bestehen größtenteils aus Hütten, die aus allen möglichen Baustoffen zusammen getuckert scheinen. Plastikplane als Hintereingang? Kein Problem! Wellblech als Wand oder Dach? Ja, bitte! Wir haben hier mehr Wellblech gesehen als jeder Eisbären-Fan. Na ja, abseits der Hauptstadt ist eben alles noch ein bisschen „old-school“.
Da Jenny vom Spazieren immer müffige Mauken bekommt, werden diese hier im Wasser gekühlt. Im Hintergrund beginnt das Meer bereits zu brodeln.

Die Tour führt uns jedoch auch zu echt schönen Stränden mit terrassenartigen Riffformationen. Hier und da lässt die starke Brandung die Gischt aus allen möglichen Lücken oder Spalten raus schießen (sog. Blowholes) – sehr spektakulär anzuschauen.
Danach geht’s zu einer natürlichen Felsbrücke (nischt abgesperrt - sehr gefährlich), die in eine herrliche Steilklippe hinein geschnitten ist. Wir genießen den grandiosen Ausblick. Das Wasser strahlt wieder in all seinen Facetten und die Sicht ist gut – Wale können wir trotzdem nicht erspähen. Aber wir haben ja noch Zeit.


nichts für schwache Nerven: "Natural bridge" ganz naturell, ohne Umzäunung...
Der nächste „Touristenmagnet“ ist eine Tropfsteinhöhle, in der man baden kann. Wir werden von einem barfüßigen und süffisant lächelnden Insulaner in die Höhle geführt. Eine Tour der Schweigsamkeit, die nur hier und da von Klappergeräuschen unterbrochen wird. Die Klapperschlange, die sich meiner Meinung nach in dieser Höhle versteckt hat, um Touristen in die Flip-Flops zu beißen, stellt sich als eine Schar brütender Vögel heraus - so so... Wir kommen dann auch bei dem Süßwasserpool der Höhle an. Da jedoch die Sonnenliegen alle schon besetzt sind (ja klar…J), und der Kollege mit der Grubenlampe immer noch so komisch lächelt, verzichten wir auf das Vergnügen. Wieder über Tage angekommen, machen wir uns auf den Weg zum „Cooks Landing Place“. Hier ist seinerzeit Cpt. Cook auf Tonga angekommen, hat unter einem Baum geruht und mit den Inselbewohnern gefeiert. Die Gastfreundschaft hat ihn dermaßen gefallen, dass er den Inseln den Namen „Freundschaftsinseln“ gab. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte das damalige Stammesoberhaupt insgeheim geplant, Cook zu töten und seine Schiffe zu kapern. Da er sich jedoch mit seinen Gefolgsleuten nicht auf die Art und Weise des Tötens (soviel zum Thema Freundlichkeit) einigen konnte, verstrich die Gelegenheit und Cook entkam unbeschadet. Puh! Heutzutage erinnert eine Tafel und ein Baum, der ein Spross des Originalbaums ist, an den historischen Ort.
Das Trilithon Maui ("Die Last Mauis"). Wer vor hunderten von Jahren beim König vorsprechen wollte, musste eine Gabe durch dieses Tor bringen. Wer dies nicht tat, bekam Dresche...


Zu guter Letzt bekommen wir dann noch das „Stonehenge der Südsee“ zu sehen. Das besteht aus drei riesigen Korallenblöcken, die jeweils um die 40 Tonnen wiegen und zu einem Tor zusammengefügt wurden. Der Grund der Erbauung vor 800 Jahren ist nicht vollends geklärt. Allerdings werden astronomische Hintergründe angegeben, da ein paar in die Steine gemeißelte Ritzen sowohl den kürzesten als auch längsten Tag des Jahres angeben – sehr interessant! Meine Theorie: Der damalige König wollte nicht kleckern sondern klotzen und hat seine Wellblech-Eingangstür durch dieses Tor ersetzt.
Wieder im Hotel angekommen, freuen wir uns über einen Tag voller schöner Entdeckungen und Eindrücke. Die Kameras haben wieder geglüht, und ein bisschen Farbe haben wir auch erhascht. Nun werden die nächsten Tage vor allem dem Faulenzen, Baden und „Whale-watching“ gewidmet.
Tonga verleiht Flügel

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