Donnerstag, 30. September 2010

Elmo und Aaron


Der Fruehling kommt mit grossen Schritten..

Wer denkt, dass der aktuelle Blog Jennys Lieblingssendung „Die Sesamstrasse“ gewidmet ist, ist schief gewickelt. Vielmehr sollen die Ergebnisse der letzten aufregenden Woche geschildert werden. Außerdem im Anhang: ein paar Fotos der Tonganischen Unterwasserwelt, die an dieser Stelle nachgereicht werden. Und los…

Die Haut ist goldbraun, die Stimmung ist relaxt und im Schlüpper kratzt immer noch das ein oder andere Sandkorn. Keine Frage, der Tonga-Urlaub und seine Nachwirkungen sind allgegenwärtig. Doch kaum zurück in Auckland angekommen, wartet bereits das nächste Abenteuer auf uns. Anja und André, hochgeschätzte Freunde aus Berlin, haben sich angekündigt. Die Beiden haben bereits etwas mehr als eine Woche mit ihrem gemieteten Camper-Van „Aaron“ in Neuseeland verbracht, dabei bereits die südliche Hälfte der Nordinsel erkundet. Nun soll der Norden und der Großraum Auckland entdeckt werden. Da beide aus dem Schwärmen über das Campen gar nicht mehr rauskommen, entschließen sich Jenny et moi, ebenfalls einen Camper zu ordern. Kaum 12 Stunden nach dieser bierseligen Idee sind wir bereits auf Achse, Richtung Norden. Unser Van hört auf den Namen „Elmo“ und ist gemütlich eingerichtet (Bett, Kühlschrank, Gaskocher, Waschbecken und sämtliche Küchenutensilien).
Bereits wenige Kilometer außerhalb von Auckland bekommt man das Gefühl, in tropischere Gefilde vorzustoßen. 
dieser STrand gehoerte uns allein...und ein paar Schafen

Die Strände sind hellsandig, die Bilderbuchbuchten laden zum Baden ein und auch die Menschen machen einen gemütlicheren Eindruck. Wenn da nur das Wetter besser mitspielen würde. Es regnet recht häufig und eine steife Briese lässt den Van gefährlich schwanken. Das erste rote Kreuz auf der Landkarte ist ein Unterwasser-Naturschutzgebiet. Hier kann man wohl vom Ufer aus (oder auch per ausgeliehener Tauch-Ausrüstung) eine Artenvielfalt beobachten, die jeder Beschreibung spottet. Nun ja, die Artenvielfalt ist für uns wirklich schwer zu beschreiben. Der Tauch-Verleih ist geschlossen, und vom Ufer ist die Sicht dann auch nicht so klasse, wahrscheinlich wegen der rauen See und des starken Windes. Man kann hier und da ein paar Fische mit hellblauen Flossen erahnen, und auch eine Robbe zeigt sich. Trotzdem konzentrieren wir uns eher auf das Spazieren am Strand, auf das patentierte Muschelsammeln (und danach wieder am Strand liegenlassen – ist ja schließlich ein Naturschutzgebiet…Mist!) sowie auf die beeindruckende Küstenlandschaft. 
hach, eine Muschel muesste man sein: einfach den ganzen Tag faul am Strand rumliegen und dem Meeresrauschen lauschen

Dabei vergessen wir ein wenig die Zeit. Bereits im Dunkeln kommen wir auf dem Zeltplatz unserer Wahl an. Die Rezeption ist nicht besetzt, per Klingel wird jedoch der Besitzer verständigt. Der Kollege hat wohl keinen Besuch mehr erwartet. Jedenfalls lässt das seine Fahne erahnen, die er uns ins Gesicht bläst (Die hat ihn jedoch nicht davon angehalten, per Auto zur Rezeption zu kommen. Wahrscheinlich konnte er nicht mehr laufen…). Halb benebelt wird ein nettes Plätzchen aufgesucht. Während die Mädels brav das Abendmahl vorbereiten, schießen André und ich ein paar interessante Fotos am Strand.
Der erste, der erraten kann welche drei Berliner Symbole hier dargestellt sind, bekommt von Jenny nen Lolli...

Besonders alt werden wir an diesem Abend jedoch nicht; müde wird das Bett zusammengebaut. Nur kurz wird der Schlaf unterbrochen, da sich Platzregen und eine offen gelassene Dachluke nicht wirklich verstehen.


Am nächsten Morgen hatte sich die Wetterlage nicht wirklich gebessert, wir lassen uns aber nicht die Laune verderben und beginnen den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück, wobei André das ein oder andere Mal wie ein Äffchen im Zirkus zwischen den beiden Campervans hin- und her schwingt. Mit vollem Bauch geht’s in Richtung Bay of Islands, aber nicht auf direktem Weg, sondern über Umwegen einmal in die Pampa und zurück, vorbei an steilen Bergen und auf gefährlichen Schotterwegen direkt am Abgrund. Zwischendurch musste André kurzfristig die Rolle eines Schafhirtens übernehmen, denn vor ihm hatte sich eine Herde dieser wolligen Zeitgenossen postiert. Aber der Nervenkitzel wurde mit einer wunderbaren Aussicht an einem Traumstrand belohnt. 
sieht hier gar nicht so steil aus...aber meine Haende waren feuchter als Hakle

Und wie sollte es anders sein, mit Wasser in allen Facetten des blauen Farbspektrums…herrlich! An solch einem herrlichen Ort kann man schon die eine oder andere Stunde Zeit vertrödeln, nur damit beschäftigt, auf den pazifischen Ozean hinaus zuschauen und sich den Wind um die Nase blasen zu lassen.
Es ging den gleichen gefährlich anmutenden Schotterweg wieder zurück und wirklich in Richtung Bay of Islands, nur unterbrochen von einem Photostop und dem schnellen Runterschlingen der selbstgemachten Brote. Unser Ziel hieß eigentlich Russel, diese kleine Stadt wurde im Reiseführer als sehr idyllisch und vielleicht auch etwas altbacken angepriesen, im Gegensatz zu seiner überaus düsteren Vergangenheit (Russel war Dreh- und Angelpunkt der Schifffahrt im 18. und 19. Jh. und wurde von Räubern, Piraten und sonstigem Gesindel aufgesucht, um ordentlich die Nächte durchzuzechen). Allerdings waren wir dann doch ein wenig enttäuscht von der Stadt, vielleicht auch aufgrund des schlechten Wetters, machten kehrt und setzten mit der Fähre über nach Paihia.
Paihia ist touristisch sehr modern und mutet ein wenig wie Heringsdorf oder so an: viele kleine Läden, eine Hafenpromenade und eine Menge Leute. Aber wenigsten schien nun die Sonne. Wir beschafften uns noch ein paar Information zum morgigen Tag, denn wir wollten Delphine und Wale gucken gehen und dann suchten wir den nächsten Campingplatz. Der lag direkt an den Haruru-Falls, einem kleinen, im Dunkeln beleuchteten Wasserfall und beeindruckte vor allem durch seine überaus freundlichen und sehr hilfsbereiten Mitarbeiter. Abermals fielen wir schnell in unsere Kojen, denn ein aufregender und spannender nächster Tag erwartete uns.
fast unwirklich blau...das Wasser der Bay of Islands

Der Morgen wird mit der obligatorischen Dusche eingeläutet, allerdings in einer Dusche, die für Hobbits entworfen wurde. Ist ja auch irgendwie klar in der Gegend hier, doch ein Duschkopf knapp unter Brusthöhe ist für normalen Menschen à la Legolas eine echte Herausforderung, jedenfalls wenn man sich die Zotteln waschen möchte. Da fällt mir ein, dass Legolas in den Filmen immer so fettige Haare zu haben schien, na ja…anderes Thema…
Mit verkrampften Oberschenkeln wird die kurze Fahrt zum Hafen angetreten. Die vortags geplante Rundfahrt wird in die Tat umgesetzt. Eh wir uns versehen, sitzen wir in einem recht großen aber schnellen Schiff, natürlich auf dem Außendeck. Bereits im Schutze der Bucht wird klar, dass die Fahrt etwas ruppig werden könnte. Schließlich stürmt es in der Ecke Neuseelands seit Wochen, und auch heute werden schlanke 35 Knoten Wind erwartet, die ein paar ordentliche Wellen auftürmen sollten. Der erste (und einzige) Delphin lässt nicht lange auf sich warten. Freudig strahlend zeigt er eine  Pose nach der anderen, bis auch der letzte Nerd mit Fotoapparat auf seine Kosten gekommen ist.
hat ne janz schoene Welle jemacht...

hatte keine Scheu (vielleicht daher die Kratzer am Ruecken?): der Delphin

Der weitere Verlauf der Tour ist dann recht sportlich. Wir krallen uns auf dem Deck direkt über dem Bug an die Reling und genießen die wilde Fahrt. Der Kapitän lässt den Motor heulen und die Wellen tun ihr Übriges. Die Fahrt durch das abermals sehr facettenreiche blaue Nass erinnert nun an eine Achterbahnfahrt. „Ein Glück, dass wir draußen an der frischen Luft sind“, denke ich mir, „drinnen ist es bestimmt nicht so angenehm!“. Nach ein paar Minuten ist der Zauber vorbei. Wir fahren in eine ruhige Bucht (laaaaangweilig!). Während der Rest der Passagiere einen normalen bis unbeteiligten Eindruck macht, ist den Adrenalinjunkies auf Deck ein breites Grinsen ins Gesicht gemeißelt. Das Highlight der Tour nach abermals rauer Fahrt, die wir allerdings unter Deck verbringen müssen (Mist!), ist dann ein großes Loch in einem Felsen (Hole in the Rock). Bei gutem Wetter wird dieses Loch auch mit dem Boot durchfahren. Heute ist es jedoch zu gefährlich. Der Kapitän entschließt sich rückwärts halb in die Höhle zu fahren, damit wir Fotos machen können. Ich frage mich noch heute inwiefern dieses Manöver ungefährlicher sein soll…tze…die Kiwis!
Der Baum ist hier vielleicht nicht so gut zu sehen, da wir dummerweise genau vor ihm stehen
Apropos, nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen haben (Die Rückfahrt war unspektakulär: Inselrundgang, Delphine suchen, wieder ankommen), geht es in eine Gegend, welche diese kleinen nachtaktiven Vögelchen beherbergt. Die Landschaft ist bergig und abgeschieden. Ein perfektes Rückzugsgebiet nicht nur für Kiwis, sondern auch für andere Lebewesen. Wie z.B. dem Kauri, einem mächtigen Baumriesen, der in der Vergangenheit fast komplett vom Menschen abgeholzt wurde. Welch Schande! Die Bäume sind von enormer Größe und echte Augenöffner. Da der Tag bereits fortgeschritten ist, suchen wir uns einen Campingplatz in der Nähe. Dieser ist so abgeschieden, dass nicht mal der Besitzer vor Ort ist. Wie immer gibt es zum Abendbrot einen echten Gaumenschmaus. Die Verdauungsmüdigkeit und der lange Tag lassen die Augen klimpern. André allerdings ist von der Idee besessen, einen Kiwi zu entdecken. Jedes Vogelgezwitscher wird sofort als Kiwiruf identifiziert. Mehrmals werden kurze Ausflüge mit der Taschenlampe gemacht (hinterm Toilettenhaus, hinter der Küche, die Wiese am Fluss), jedes Mal ohne Erfolg. Irgendwann ist dann auch der Hobby-Ornithologe André bereit, ins Bettchen zu hüpfen. Er habe allerdings beim nächtlichen Toilettengang mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Kiwi gehört. Meine Meinung dazu: „Ja, nee, is klar!“
Die Reisegruppe beim Posen


Morgenstund hat Gold im Mund, na ja, vielleicht nach dem Zähneputzen. Und überhaupt: an diesem Morgen ließen es wir es lieber ruhig angehen. Wir entschieden uns dann auch auf fast direktem Weg wieder in Richtung Auckland zu brausen, da wir in Sachen Kauri-Bäumen den Mächtigsten und Beeindruckendsten ja bereits gesehen hatten. Die Westküste an der tasmanischen See versprach allerdings nicht das ganz große Highlight zu werden, denn der Lonely Planet (Reiseführer) hatte gerade mal zwei Seiten über diesen Teil Neuseelands zu berichten. Das sollte uns aber nicht weiter stören, unser Ziel lag etwa eine Stunde vor Auckland, der Strand von Piha. Wer an dieser Stelle aufmerkt und meint, dass er diesen Namen vielleicht schon einmal hier gelesen hat, der hat vollkommen recht, aber wir wollten André und Anja diesen wunderbaren Ort noch unbedingt zeigen. Nach langer Fahrt durch sehr viel Agrargebiet (in diesem Landstrich wird intensiv Kumara – Süßkartoffel – angebaut), dem Besuch einer vollautomatisierten Toilette (inklusive romantischer Musik) in Helensville und einmal quer durch Aucklands Nachmittagsverkehr erreichten wir endlich den Ort der Bestimmung. Piha empfing uns mit einem freudigen Sonnenlächeln. Wir machten uns auf an den Strand, wanderten in Richtung Camelback, einem riesigen Felsen mit anschließendem Loch („the Gap“), durch das Wasser bei Flut durchpeitscht. Auf einem Ausguck genossen wir den herrlichen Sonnenuntergang mitsamt dazugehöriger Apfelschorle.
Die letzte Nacht mit Aaron und Elmo wurde in vollen Zügen genossen: wir kochten ein letzten Mal in Aaron, saßen ein letztes Mal gemütlich in Elmo zusammen, genossen das letzte Abendmahl (?!) mit anschließendem Gute-Nacht-Drink und schliefen ein letztes Mal in Aaron und Elmo.
Abendgymnastik...

Der fast letzte Tag von Anja und André brachte uns denn auch wieder abwechslungsreiches Wetter; Regen und Sonnenschein geben sich hier fast minütlich die Klinke. Zurück in Auckland, Aaron hatte es gerade noch so mit dem letzten Tropfen Sprit bis zur Tankstelle geschafft, wurden die Sachen zu Hause abgeschmissen und das Shoppingcenter aufgesucht. Allerdings hatten tausende Aucklander die gleiche Idee wodurch sich das Shoppen als sehr anstrengend heraus stellte. Um dem Ameisenhaufen zu entkommen, wurde das Shoppen auf die gute alte Queenstreet bei uns um die Ecke verlagert. Da Power-Shoppen hungrig macht, nutzten wir die Gelegenheit, um den beiden einen typisch neuseeländischen Food-Court zu zeigen, mit seiner Vielfalt an asiatischen Imbissen und Gerüchen. Doch als wir die Fressmeile erreichten, waren alle Läden geschlossen, obwohl laut Öffnungszeiten noch eine halbe Stunde übrig war. Es scheint, als würden in diesem Bereich die Uhren viel, viel schneller gehen als unsere. Aber wir hatten Glück, Bastis Lieblingsladen hatte noch was in der Küche übrig.
Gestärkt und mit vollem Magen gings auf den Skytower, wobei wir euch hier großes Glück hatten, denn wir schummelten uns alle als Studenten mit dazugehörigem Rabatt durch. In 220 Metern Höhe konnten wir dann, trotz keimiger Scheiben, einen herrlichen Blick über die Skyline genießen und wurden Zeugen eines Feuerwerks.
Die Spitze des roten Pfeils zeigt unsere Wohnung, wo gerad das Licht aus ist, da wir gerade nicht da sind, da wir auf dem Skytower sind, wo dieses Foto entstand...

Sonntag galt es, noch die letzten Besorgungen zu machen und Taschen zu packen, samt einiger unserer Sachen, die wir im weiteren Verlauf des Neuseeland-Aufenthalts nicht mehr brauchen werden. Und gerade als wir noch ganz gemütlich einen Kaffee trinken wollten, fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Die Zeit wurde in der Nacht zuvor umgestellt; eigentlich sollten die beiden schon seit fast 30 Minuten auf dem Weg zum Flughafen sein….argh…Das bestellte Taxi stellte sich als absolute Frechheit heraus, da der Fahrer fast das Dreifache des normalen Preises haben wollte. Also schnappten wir uns wild schnaubend die Taschen, rannten Richtung Bus-Shuttle und erwischten dann doch noch ein preiswertes Taxi. Alles noch mal gut gegangen, Anja und André erreichten pünktlich das Flugzeug und hatten kein Gramm zuviel! Und wir genossen die Erinnerung an eine aufregende Woche!

Hier wie versprochen die Unterwasserfotos von Tonga. Auch wenn die Qualitaet nicht berauschend ist, kann man doch die Schoenheit dieser stummen Welt erahnen. Aber Bilder sagen schliesslich auch mehr als tausend Worte...
irgendetwas scheint diese bunten Fischchen erschreckt zu haben...was kann das nur sein?

...Vielleicht das gefaehrlichste Lebewesen der Suedsee: Moby Dick, der weisse Wal...

Oder dieses seltsame Geschoepf mit Ruessel
ein Feuerfisch (ein Hoch auf unsere Reef-Shoes!)


Fast unsichtbar: dieser schlanke Fisch mit der spitzen Schnauze (oben)

In diesem Sinne: Kia Ora!

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