Freitag, 12. November 2010

Die Berge...


Der Fortschritt

Der Aufbruch
Am Montag scheint die Sonne in Auckland, denn: Jenny und Basti treten ihre große Neuseeland-Reise an! Das Apartment (wie werden es vermissen) ist blitzblanksauber und das neue Apartment auf vier Rädern vollgeladen. Nach obligatorischer Schlüsselübergabe geht die wilde Fahrt dann auch schon um 13.30 Uhr los, geplant war 11.00 Uhr…
Die Route soll uns zum Reich der Giganten führen, Richtung Süden in das Land der Berge.

Jenny und Basti in luftigen Höhen

Nach flotter Fahrt über Highways und Möchtegern-Autobahnen kommen wir pünktlich zum Sonnenuntergang am Mount Taranaki an. Der aktive Vulkan ist mit seinen rund 2500 Metern nicht der höchste, aber aufgrund seiner exponierten Lage der eindrucksvollste Gipfel der Nordinsel. Schneebedeckt thront er einsam über einer fruchtbaren Ebene. Außerdem sagt man ihm Ähnlichkeit mit dem japanischen Wahrzeichen Fujijama nach. Daher wurde hier wohl „Der letzte Samurai“ gedreht. Auch für unsere Kamera gibt sich der Berg sehr fotogen.
Mt. Taranaki gibt sich romantisch

Das Shooting muss unterbrochen werden, da bei bereits einsetzender Dunkelheit noch kein Schlafquartier gefunden ist. Am nächsten Morgen geht es aber weiter; der Berg und wir strahlen um die Wette, bis wir schließlich gewinnen, da Wolken aufziehen und sobald den Gipfel verdecken. Entrüstet ziehen wir uns zurück. Es gibt ja auch noch andere Berge, die man fotografieren kann.
Unser Apartment: Relativ klein, aber garantiert mit schöner Aussicht

Das Apartment setzt sich in Bewegung und kommt nach 6-stündiger strapaziöser Fahrt (ein Hoch auf die Mororbremse, hier und da hat es doch ein wenig nach verbranntem Gummi gerochen) am Lake Taupo zum stehen. Der See ist umgeben von einer atemberaubenden (im wahrsten Sinne des Wortes, doch dazu später) Berglandschaft und Zentrum vieler Extremsportarten wie Bungee, Rafting und Sky-Diving. Da Jenny und ich absolute Extrem-Muffel sind, genau das Richtige für uns. Wir riechen das Adrenalin in der Luft und beschließen spontan, erstmal in den Motel-eigenen Mineralpool zu hüpfen. Extrem entspannt geht es dann zurück in den Van, wo Jenny trotz extrem vieler Mücken extrem schnell einschläft – Toll!
Brotzeit am Highway


Die Fahrt zum Lake Taupo war nicht nur strapaziös, sondern auch ein wenig erlebnisreich. Zum einen hatten wir das Vergnügen genau dann einen Teilabschnitt des Highways zu passieren, als auch gerade eine Horde wild gewordener Schafe die Straße entlang spazierte. Für uns hieß es dann den Motor abschalten und warten. Und natürlich die Kamera zücken. Uns ist dabei aufgefallen, dass Schafe hervorragende Multi-Tasker sind: Sie können sowohl auf der Straße laufen, den Kopf heben um sich zu wundern, ein wenig in Panik ausbrechen und nebenbei immer noch genüsslich ein paar Halme Gras kauen und als Krönung noch die Straße markieren! Eine ähnliche Begegnung gab es dann wenige Augenblicke später noch einmal, allerdings mit zwei Kühen. Da hatten wir großes Glück, denn die große Herde hatte die Straße schon passiert, nur die zwei Bummelletzten mussten noch rüber.
Ein anderes Mal wollten wir Mal eben so durch einen Tunnel fahren. Basti hatte auch schon Licht an und alles schien ok zu sein, da tauchte mitten im Tunnel ein riesiges Ungeheuer auf. Vielleicht übertreibe ich auch ein wenig. Der Bagger schaufelte gerade eine wenig Sand und Gestein aus der Höhle, die zuvor wohl von der Decke gefallen waren. Abermals hieß es für uns warten. Zurück ging nicht mehr, denn hinter uns parkte gerade ein anderes Auto. Warten in einem stickigen Tunnel ist allerdings nicht ganz so schön! Aber die ganze Sache hat eh nicht lange gedauert, meine Panikattacke währte demnach nicht lang.
Der Tongariro-Nationalpark ist der älteste Nationalpark Neuseelands

Der Mittwoch ist achteinhalb Stunden jung, da wacht eine Jenny nach ca. 11 Stunden Tiefschlaf auf, um zusammen mit einem nachts von Mücken gepeinigten Basti den „schönsten 1-Tages-Wanderausflug Neuseelands“ zu unternehmen. Im Tongariro-National Park steht der höchste Vulkan Neuseelands und gleichzeitig höchste Berg der Nordinsel. In unmittelbarer Umgebung sind auch andere Vulkane beachtlich in die Höhe geschossen. In einer Tagestour können diese bestiegen und erkundschaftet werden. Ein Muss für alpine Fans, also auch ein Muss für uns. Da ich ja die einmalige Mischung aus Berglöwe, Steinbock und Reinhold Messner bin (Geruch vom Löwen, Intelligenz vom Bock und das schöne Aussehen vom Reinhold), während Jenny mit Steigeisen geboren wurde, sollte der lächerliche 16km-Marsch nur ein kleiner Spaziergang für uns sein. Dementsprechend gestaltet sich der Beginn der Wanderung. Graziel wie junge Antilopen überwinden wir Stock und Stein. Fast schon spielerisch bringen wir Meter um Meter hinter uns. Nach etwa 30 Sekunden und 100 Metern Wegstrecke muss dem aggressiven Anfangstempo Tribut gezollt werden. Meine Beine zittern, und der Schweiß rinnt in Sturzbächen von mir runter. Zum Glück haben wir den Parkplatz noch nicht verlassen. So kann mir Jenny schnell ein Wechselshirt und ein Extra-Getränk aus dem Auto holen. Nach der kurzen Verschnaufpause geht es weiter.
...bereits beim Anblick des Ruapehu fang ich an zu schwitzen.

Ich habe etwas von meiner Anmut verloren, schleppe meinen verkrampften Körper eher schlecht als recht in Richtung Berg; der Anstieg zum Gipfel hat noch nicht mal begonnen. Nach ca. 4,5 Kilometern ist er erreicht. Ich bin völlig fertig, während Jenny sichtlich erfreut ist, dass es nun endlich los geht. Ich zwinge mir ein zustimmendes Lächeln auf die Lippen. „Na wenigstens sind Treppenstufen in den Fels geschlagen“ denke ich mir. Nach etwa 200 Metern überwundenen  Höhenunterschieds stellt sich mir immer und immer wieder die Frage, warum man hier nicht gleich Nägel mit Köpfen gemacht hat, und Rolltreppen anstatt der Normalo-Treppen installiert hat – das wäre viel besucherfreundlicher! Nach weiteren 200 Metern suche ich verzweifelt den Knopf für den Fahrstuhl – ich finde ihn nicht. Jenny besänftigt mich, indem sie nach harten Verhandlungen einwilligt, von nun an meinen Rucksack zu tragen.
Die Flop-Five der Bergsteigerszene

Meine Freude ist nur von kurzer Dauer: In 1600 Metern Höhe wird die Luft knapp. Ich beginne zu fantasieren. Im Traum erscheint mir Reinhold Messner und sagt mir, dass ich die lächerlichste Figur bin, die je einen Berg besteigen wollte. „Warum sagst Du mir nicht irgendwas, was ich noch nicht weiß?“ frage ich zurück. „Gib mir mal nen Tipp?“ Reinhold: „Dreh um! Du bist zu weich!“ Ich erwache aus meinem Tagtraum und bin gewillt, umzukehren, da sehe ich wie eine etwa 75 Jahre alte Frau an mir vorbeistolziert. Ihr überheblicher Gesichtsausdruck motiviert mich, weiterzumachen. Ich klammere mich (optisch) an ihre dürren Waden; Jenny spaziert hinterher. Die Zusatzlast meiner Tasche scheint sie nicht zu stören. Nach einer halben Ewigkeit kommt die alte Dame zur Ruhe, ich wende meinen Blick von ihren Stelzen ab, um überrascht zu erkennen, dass der höchste Punkt des Trips erreicht ist. Und der Ausblick entschädigt für alles! In 1900 Metern Höhe schauen wir einerseits auf ein paar grün schimmernde Kraterseen und andererseits in einen roten Vulkankegel, aus dem es dampft. Im Hintergrund weitere, schneebedeckte Vulkane. Die Farben sind teilweise so unwirklich, dass ich mich frage, ob der Sauerstoffmangel immer noch mein Hirn aufweicht. Doch Jenny guckt genauso fasziniert aus der Wäsche, deshalb wird’s wohl stimmen. Es folgen die obligatorischen Fotoserien.
Ich frage mich, woher der "Red Crater" seinen Namen hat.

In der Mitte ein weiterer Krater (umrandet von Schnee), rechts ein paar smaragd-grüne Seen
Links der Mt. Ngauruhoe, rechts der Mt. Tongariro, in der Mitte die Ebene des Zungenbruchs

Ein strammer Wind pfeift durch die Ohren, und die Sachen sind immer noch total durchgeschwitzt. Kurze Abhilfe verschafft die vulkanisch erhitzte Erde, in die man seine Hände stecken kann, doch letztendlich muss der Rückweg angetreten werden. Der verläuft deutlich entspannter. Die Landschaft kann jetzt voll und ganz genossen werden. Der besiegte Schweinehund sitzt wehmütig am Wegesrand; voller Stolz trage ich sogar wieder meinen Rucksack. Im Tal am Parkplatz angekommen, drehen wir uns noch einmal um, um die Szenerie zu genießen und den Trip (ca. 16 km von 1150m auf 1886m Höhe und zurück) Revue passieren zu lassen. Trotz aller Strapazen war das ein sicherlich (hoffentlich!) einmaliges Erlebnis.

Schade nur, dass wir an diesem Abend nicht wieder zurück auf den Campingplatz mit Pool kommen, denn so ein Sprung ins wärmende Nass wäre sicherlich eine gute Erholung nach diesem äußerst anstrengenden Marsch gewesen!

Na na, Madamchen! Wir wollen aber nicht unterschlagen, dass die Unterkunft unserer Wahl diese Nacht ebenfalls über geothermische Schmankerl verfügte. Ein 38°C Warmwasser-Fluss (!) strömte an der Lodge vorbei, nur waren wir zu faul bzw. müde, um im Dunkeln in nen Fluss zu springen.

38° ist mir zu kalt! Bäh! So, weiter im Kontext…

Vulkanische Aktivitäten

Der Donnerstag versprach wie ein Tag aus dem Chemie-Baukasten zu sein. Während ich ja bereits in Roturua in den Genuss der äußerst übel riechenden vulkanischen Aktivitäten gekommen war, musste Basti bis heute auf seine erste Begegnung warten. Unweit unseres nächtlichen Quartiers versteckte sich das „Hidden Valley“ in Orakai Korako. Der Thermal Park in Neuseeland schlecht, so jedenfalls preist es der Reiseführer an. Der Weg dorthin führte bereist durch brodelnde Wälder und am Parkplatz angekommen, stellten wir fest, dass wir einen See überqueren müssen. Die Frage ist nur wie wir dort trocken rüber kommen sollen. Aber Basti, wie immer Herr der Lage, kundschafte schnell aus, dass ein Böötchen rüber fährt. Für einen stolzen Eintrittspreis enterten wir das Schiff und machten uns auf unseren Rundgang durch den Thermal Park.
Es zischt und qualmt aus allen Näten...

Von brodelndes Löchern und Schlammpfützen über willkürlich ausbrechenden Geysiren wurde uns hier alles geboten, was man im chemischen Baukasten zu Hause nicht sehen kann! Darüber hinaus erstrahlt die Welt hier scheinbar in tausend Farben, verursacht durch die verschiedenen chemischen Verbindungen, die so ein vulkanisches Gebiet hergibt. Zwischendurch läuft man durch ein urwaldartiges Gebiet und bekommt noch dazu die einheimische Pflanzenwelt geboten. Einer der vielen Höhepunkte ist eine Höhle, wie es sie so nur ein zweites Mal in Italien gibt.
Eine "schmucke" Höhle

Am Ende des Eingangs zur Höhle liegt ein kleines grüner See, an dem sich früher einmal die Maori-Frauen hübsch zu machen pflegten und der heute zur Reinigung von Schmuck genutzt werden kann. Mist, dass ich meine zahlreichen Edelsteine nicht dabei hatte. Nach dem wir mehrere Minuten, gefühlt wie Stunden, darauf gewartet hatten, dass der Geysir endlich ausbricht, was er nicht tat, machten wir uns wieder auf den Weg zum Apartment.
Unsere Reise endete dann an einem sehr verlassenen Camping Platz mitten im Nirgendwo, der uns aber mit einer spektakulären Canyon-Landschaft sowie mit Strom und fließend Wasser versorgte. In solch herrlicher Natur ließ es sich dann auch herrlich schlafen!
Ein alte Brücke, und Jenny, wie sie leibt und lebt

Schöne Kulisse für einen Sonnenuntergang
Bis die Tage...Schwein und Hund


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