Freitag, 13. August 2010

Haka

Liebes Tagebuch



Ich habe den Haka getanzt. Und mein erstes Assignment abgegeben. Was für eine Woche.

Vorweg: Dummerweise sind zu diesem Zeitpunkt noch keine aktuellen Fotos verfuegbar. Die werden nachgereicht. Stattdessen wird mit alten, aber trotzdem schoenen Fotos aufgefuellt.

Schon zu Beginn des Aufenthalts wurde an der Uni ein „Wochenende im Zeichen der Maoris“ (Noho Marae) gebucht. Zwei Tage, die einen Einblick in die Maori-Kultur (Tänze, Lieder, Futtern, Geschichte und nochmal Tänze) und eine Menge Spass bedeuten sollten. Jenny kann trotz mehrmaligen Winselns meinerseits nicht an der Veranstaltung teilnehmen, da sie keine Studentin der AUT ist und das Noho Marae sowieso schon überfüllt ist- so ein Mist. Ich muss dieses Wochenende also „fast“ allein überstehen.
Bei diesem Blick wird Jenny zu Butter in meinen Armen...


Am Freitagnachmittag beginnt der Spaß. Jeder Student sollte eine typische Speise seiner Heimat vorbereiten und mitbringen. Matze, Michael und ich liefern eine satte Ladung Bouletten an, die unseren Ruf hier als absolute „Carnivoren“ noch einmal verstärkt haben sollten. Zu Beginn werden wir in ein grosses Holzhaus geführt, das reichlich mit Verzierungen und freizügigen Götzenbildern der Maori-Familien geschmückt ist. Anwesend sind ebenso ein paar Maori-Familien und Studenten, die bei der Organisation helfen. Wir werden dann auch erstmal mit einem Lied (es sollte nicht das letzte an diesem Wochenende sein) und ein paar Sätzen in der Sprache der Maori willkommen geheißen. Danach kommt es zur obligatorischen Begrüßung, nicht etwa per „Shake Hands“ oder Umarmung, sondern per Nasenkuss. Nach dem meine Nase dann ganz wund und rot vom Begrüßen der Familien und Helfer ist (eine Katzenwäsche wäre meiner Ansicht nach ne prima Sache gewesen...), werden ein paar Brocken Maori und das erste Lied erlernt. Nach dem Abendessen (unsere Bouletten waren schnell vergriffen) geht es zusammen mit Jenny ins Studentenwohnheim, später in die Uni-Kneipe, um bei Live-Musik noch den ein oder anderen Pitcher zu leeren.


Der nächste Morgen beginnt zu einer höchst unchristlichen Zeit von 8.00 Uhr. Leicht verkatert schleppe ich mich im strömenden Regen zum Frühstück. Eine Schale Cornflakes und nen Apfel später sieht die Welt schon wieder schöner aus, auch wenn da in meinem Magen immernoch Platz für etwas fleischiges (einmal Carnivore, immer Carnivore...) gewesen wäre. Zwischen dem Frühstück und Mittag werden weiter Lieder, diesmal allerdings mit dazugehörigem Tanz, erlernt. Ausserdem wird uns ein Spiel gezeigt, bei dem man auf dem Boden sitzend und singend (natürlich...) mit Stöckchen umherwirft. Das ist wohl eine Übung, die den Maori-Kindern ab 5 beigebracht wurde, um ihre Hand-Augen-Koordination zu verbessern und sie so auf die Ausbildung als Krieger vorzubereiten. Für den allgemeinen Mitteleuropäer eindeutig ne Nummer zu hoch. Aber ich hab ja auch den Dienst an der Waffe verweigert.


Das Mittagessen fällt dann doch etwas bescheiden aus. Das Loch in meinem Magen ist so gross wie Luxemburg und will gefüllt werden, aber bestimmt nicht mit ner Gemüsesuppe. Kurz entschlossen gehen Matze und ich zu Subways, um Abhilfe zu schaffen. Ein 30cm langes Sandwich mit Fleischbällchen später ist man gerüstet für die nächsten Stunden, und die sollten es in sich haben.


Mein Loch im Magen
Die Frauen und Männer werden nun strikt getrennt. Die Damen der Schöpfung erlernen einen Tanz mit Bommeln in der Hand (laaaangweilig), während die Männer in die Geheimnisse des Haka-Tanzens eingeführt werden (Whoooooaaaa...). Der Haka ist ein alter Kriegstanz der Maori, der zu Einschüchterungszwecken vorgeführt wurde. Heutzutage tanzen ihn die AllBlacks vor ihren Rugby-Spielen. Und ich als absoluter Ruhepol muss schon sagen: Wenn man da so rumschreit und die Gliedmassen aneinander schlägt, da wird man schon aggressiv. Irgendwas kommt da in einem hoch, und ich meine nicht das Sandwich aus der Mittagspause.


Na ja, schon ne coole Sache, auch wenn die Sprachbarriere schon ein Stolperstein ist.


Wir haben den Haka der AllBlacks getanzt, dessen Text wie folgt ist:


"Kapa o Pango"


Kapa o Pango kia whakawhenua au i ahau!
Hī aue, hī!


Ko Aotearoa e ngunguru nei!

Au, au, aue hā!

Ko Kapa o Pango e ngunguru nei!


Au, au, aue hā!

I āhahā!


Ka tū te ihiihi

Ka tū te wanawana
Ki runga ki te rangi e tū iho nei, tū iho nei, hī!
Ponga rā!

Kapa o Pango, aue hī!
Ponga rā!

Kapa o Pango, aue hī, hā!

...ein Strand auf Coromandel...Fie sammelt Muscheln...


So so... schon ne Ansage...Nach studenlangem Warten kommt es dann abends zum Showdown. Die anderen bereits erlernten Taenze und Lieder wurden im Rausche des Haka-Trainings eigentlich komplett aus dem Kopf verbannt. Dementsprechend beschränkt sich die Vorstellung dann auch auf vereinzelte einsilbige Laute (Au, Hi) und zurückhaltende Bewegungen (Paddelbewegung). Der Höhepunkt ist jedoch der Tanz des Hakas und es kommt wie es kommen musste: und zwar dicke! Wir „dürfen“ den Haka oberkörperfrei vorführen-jippie! Ich bin in diesem Moment mit dem in der letzten Reihe ergatterten Platz sehr zufrieden. Der Tanz wird dann ganz gut über die Bühne gebracht, auch wenn wir im Training eindeutig eine bessere Figur gemacht hatten (eindeutig, zweideutig…). Die Bewegungen sitzen, nur der Text (ja richtig, die paar Zeilen...) kommt nicht mehr so flüssig. Ich beschränke mich dann wieder größtenteils auf urtümliche Grunzgeräusche.


Das Abendessen danach ist der Hammer, nicht nur weil wir wieder unsere T-Shirts anziehen durften. Nein, serviert wird die gute gehaltvolle polynesische Küche (man beginnt zu verstehen, warum die meissten Maoris ca. 2m hoch und breit wie ne Litfass-Säule gewachsen sind...), also alle Arten von Fleisch, Kartoffeln und Gemüse aus dem Erdofen. Dazu ein paar Salate-man kann sich nicht beschweren...
Cathedral Cove...hach wie schoen


Den Samstagabend gestalte ich ruhig, um den Sonntag für die letzten Zeilen der ersten Arbeit und die Auserbeitung einer Präsentation zu nutzen.


Nach einer langen Nacht bin ich um ca. 12 Uhr aufgestanden, um dann sofort in die Knie zu gehen. Der Haka-Tanz hat seine Spuren in Form eines Muskelkaters und schmerzenden Fäusten hinterlassen (Man könnte auch sagen: Die letzten Wochen ohne größere körperliche Ertüchtigung haben ihre Spuren hinterlassen...). So gerade noch mal von der Toilette hochgekommen schleppe ich meinen Kadaver zum Computer. Ein Muskelkater im Popo kann schon ein echtes Hindernis darstellen, wenn man sitzen möchte. Meine Arbeit wird nur ab und an durch Nahrungsaufnahme unterbrochen(Danke an die Frau Köchin an dieser Stelle). Um 1:30 (nachts) bin ich dann auch schon fertig-Zeit ins Bett zu gehen und schön zu schlafen, um am nächsten Morgen um 9 Uhr fit zu sein. Der Mann von der Stadtreinigung hat etwas dagegen und steuert seine Höllenmaschine immer wieder vor unserem Fenster auf und ab...Ich vergewissere mich, dass da kein Airbus notgelandet ist. Nein, ist nur ein Multicar, aber wie kann aus so einer kleine Maschine so viel Krach kommen? Na ja, mit nem Kissen auf dem Kopf ist es dann nur noch so laut wie ne Dampflok im Flur, ich schlafe ein.






Der Montag beginnt ein wenig angespannt und voller Fragen. Wie wird der erste Vortrag im Ausland laufen? Sind die anderen auch so doof? Warum liegt hier eigentlich Stroh rum?


Am Ort des Geschehens angekommen, entspannt sich die Lage. Der Professor selbst ist nicht vor Ort, er hat dafür seine Schergen geschickt, um uns zu prüfen. Und die Jungs haben ungefähr genauso viel Lust wie wir, heute hier zu sein. Relativ gelangweilt wird kaugummikauend den Präsentationen gelauscht. Während der Vortrag läuft, werden schnell die Arbeit überflogen und ein paar Stichpunkte gemacht - das nennt man dann wohl Multitasking. Wir bringen die Sache relativ gut über die Runden, auch wenn uns die Aufregung und, nun ja, die sprachlichen Probleme anzumerken sind. Interessant ist auch, dass einige der Anwesenden wohl noch nie eine Präsentation gehalten haben. Die haben einfach mal ganz entspannt ihre Arbeit –Zeile für Zeile – in die Folien reinkopiert und lesen die dann stur von den Folien ab. Da kann so ein fesselnder Vortrag schon mal 40 Minuten dauern. Na ja, mit gutem Gefühl verlassen wir den Raum, einen ersten Prüfstein haben wir hinter uns gelassen. Wir hoffen das jedenfalls, die Resultate stehen ja noch aus.

Bis demnaechst, Heino und Traene...

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