Mittwoch, 4. August 2010

Reise nach Coromandel

Schon in „Good old Germany“ wurde uns die Halbinsel Coromandel wärmstens von Onkel Uwe und Tante Kati empfohlen (Anbei ein Gruß an Euch…Grüsst mir auch den Dani und Dina...). Hier gibt es traumhaft schöne Strände, aufregende Felsformationen, naturbelassene Urwälder und außerdem fließen hier Milch und Honig. Was uns jedoch dazu bewog, so schnell wie möglich nach Coromandel zu reisen, ist ein Strand („Hot Water Beach“), der bei Ebbe zum allgemeinen Baden und Popo-Verbrennen in vulkanisch erhitztem Wasser einlädt.






Die Eckdaten des Ausflugs:


Anreise: freitagabends nach der Uni


Rückreise: sonntagabends, pünktlich zum Sandmann


Teilnehmer des Abenteuers: 10 unerschrockene Studenten, bis an die Zähne mit Badehosen und Fotoapparillos bewaffnet


Transport: zwei Familienkutschen mit V12-Motor (zusammengenommen)


Unterkunft: 0Sterne-Hostel (na gut: es waren drei Sterne)


Verpflegung: Selbstverpflegung, also Sammeln und Jagen („Einkaufen im Supermarkt“)






Vor der Abfahrt kommen Zweifel auf, ob die Fahrt für uns Mitteleuropäer fernab der Herde nicht zu gefährlich sei. Die ersten Wochen haben schließlich eins gezeigt: Kiwis sind wahre Tuning-Freaks! Wenn man die Straße entlang schlendert, hat in etwa jedes zweite Auto Heckspoiler, nen angebohrten Auspuff und Breitreifen. Hört man dann aus der Ferne ein lautes Grollen, so erwartet man einen LKW oder Trecker, um dann von einem Nissan Micra mit 45 PS überrascht zu werden. Wir waren also gewarnt vor möglicherweise aggressiver Fahrweise und stolzen Imponiergehabe. „Safety first“ ist die Devise.


Die Fahrt beginnt nervös („warum fahren die noch mal links“), verläuft dann erstmal unspektakulär und endet nach überstandenen Serpentinen-Slalom (Wir verursachen durch unser „vorbildliches“ Fahren Autokorso von mehreren Kilometern Länge…) im Dunkel der Nacht im netten Örtchen Whitianga. Hier wird das Basislager für die kommenden täglichen Aktivitäten in einem knuffigen Hostel aufgeschlagen. Nach einem längeren feuchtfröhlichen Gitarrenkonzert plus Gesang durch die ganze Truppe folgt ein herrliches Schnarchkonzert (…ein Solo von mir), das abrupt durch das Krähen des 8 Uhr-Weckhahns beendet wird. Das Frühstück…






[Den Rest des Trips wird euch Jenny schildern, da ich eigentlich noch ein bisschen was für die Uni machen muss und es auch schon wieder ganz schön spät ist.Schööö]

Wie gesagt, der erste Wecker klingelte um 8 Uhr, während meiner erst auf eine halbe Stunde später eingestellt war. Aber was solls, wenn schon wach, dann kann man auch gleich aufstehen und essen für alle zehn Studenten machen. Fie, Markus und ich standen also in der Küche, als die anderen sich noch mal umdrehten. Letztendlich aber trudelten alle gegen halb, um neun in der Gemeinschaftsküche ein, denn alle waren neugierig auf den Hot Water Beach. Bei unserer Ankunft hatten wir gelesen, dass die Ebbe am Samstag um 11:39 besagten Strand erreichen würde, also mussten wir früh unser Tageswerk beginnen. Als wir dann noch mal genauer und nicht übermüdet die Tafel betrachteten, viel es uns wie Schuppen von den Augen: letzten Samstag war die Ebbe um 11:39 da! Kurzerhand fragten wir einen anderen Mitbewohner, der uns seine Zeitung in die Hand drückte. Die erste Ebbe hatten wir nur ganz knapp verpasst, denn die war um 4 Uhr nochwas morgens, die nächste Ebbe würde um 16 Uhr nochwas den Hot Water Beach erreichen. Das bedeutete: in Ruhe frühstücken, Stullen schmieren, Kaffee trinken, Abwaschen und Abtrocknen…was man eben so gerne macht! Danach wurde ein neuer Plan geschmiedet, wobei wir dabei aber nicht weiter als bis zur örtlichen Touristeninformation gekommen sind. Kein Wunder, wenn zehn wilde und abenteuerbereite junge Studenten alle eine eigene Meinung haben!







Letztendlich konnten wir uns doch einigen: Strandspaziergang in Whitianga, dann zu einem anderen Beach fahren, danach Cathedral Cove und dann Hot Water Beach und dann mal weiter gucken!






Whitianga ist in einer Bucht gelegen und demnach von sehr viel Strand umgeben. Um auf die anderen Seite zu kommen, nimmt man entweder die Fähre (wir nicht) oder man fährt mit dem Auto noch mal hoch und runter die Berge. Auf jeden Fall lohnt es sich, sowohl die Fahrt durch die Coromandel Serpentinen als auch die Strände sind traumhaft schön. Und zum Glück spielte das Wetter auch mit. Trotz großer, fetter, dunkler Regenwolken strahlte die Sonne. Eigentlich war ein ausgedehnter Strandspaziergang geplant, aber wie das bei einer größeren Gruppe nun mal so ist, schafft man es immer wieder auf unerklärliche Art und Weise Zeit zu vertrödeln indem man einfach nur rumsteht. So stiegen wir wieder in die Autos und fuhren zur Cathedral Cove.


Der Cathedral Cove. In der Gegend wurde wohl "Narnia 2" gedreht. Mich erinnert das hier alles an Scaramangas Insel aus "Der Mann mit dem goldenen Colt"




Ehrlich gesagt, ich wusste nicht was uns erwarten würde. Alle anderen gefragten und ungefragten Menschen und der Reiseführer versprachen ein Highlight in Sachen Coromandel Sightseeing. Die Ankunft allein war schon die Reise wert, denn wir blickten hinaus aufs offene Meer, sahen kilometerlange Strände und atemberaubende Gesteinsformationen. Aber es sollte noch besser werden. Zuerst ging es an eine kleine Wanderung. Die angebende Zeit wurde mit 40 Minuten ausgeschildert. Dank unserer Jugend und Spritzigkeit (man muss dazu sagen, dass Basti und ich die Ältesten in dieser Reisegruppe waren/sind) schafften wir die Strecke in 25 Minuten. Vorbei an Farnen, Nadelbäumen und tiefen Abgründen auf der einen Seite und weiten Wiesen mit glücklichen Schafen, die noch nicht ihr Fell verloren hatten auf der anderen Seite, wanderten wir den steinigen Weg hinunter zur Bucht. Man kann auch schon fast Lagune sagen.
Diese monstroesen Muscheln sind in Wirklichkeit gar nicht so gross

Am Strand unten angekommen kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus: die Wellen des Ozeans schlugen seit Jahrtausenden oder Jahrmillionen gegen die Steinformation der Küste und wuschen die Felsen dermaßen aus, dass sie entweder nur noch auf einem dünnen Beinchen zu stehen schienen oder aber die Wellen schlugen sich ihren Weg durch die Felsen und ließen ein großes Loch zurück. Ist gar nicht mal so einfach, dieses Spektakel zu beschreiben. Sieht aber auf jeden Fall wunderschön aus. Vor allem weil wir Glück hatten und die Sonne richtig raus kam, das Wasser glitzerte und alles in einem herrlichen Licht erstrahlte. An diesem Ort konnte man es schon aushalten. Und die gesamte Reisegruppe hatte ihre Finger auf den mitgebrachten Photoapparaten, sodass bestimmt eine Million gleicher Bilder entstanden sind, aber wunderschöne Bilder.

Strandspaziergang in allen Facetten...
 Wir haben dann auch erst mal unsere Lunchpakete rausgeholt und Mittag gemacht. Natürlich haben wir unseren Müll hinterher vorbildlicher weise wieder mitgenommen.
Ein Tannenzapfen luemmelt sich am Strand

Auf dem Rückweg, der Hot Water Beach rief, entschieden wir uns für einen dunklen Pfad, der zunächst viel Abenteuer versprach, sich aber letztendlich als recht einfache Abkürzung herausstellte.


Oh Schock! Entweder, dass Kamerakind Jenny hat schief fotografiert, oder das Wasser wird sehr bald von rechts nach links stuerzen...trotzdem schoen




Der Hot Water Beach wurde dann auch schnell gefunden, man kann ihn allerdings auch nicht verfehlen, denn er ist genügend ausgeschildert. Nach unseren Informationen, aus sämtlichen mitgeführten Reiseführern zusammengetragen, konnte man sich am Hot Water Beach bei Ebbe mit seinem mitgebrachten Spaten ein Loch buddeln, bis man auf die heißen Quellen stieß und sich dann vergnügt darin suhlen und seinen Popo verbrennen. Hörte sich auf jeden Fall sehr spannend an. Allerdings war die Realität ein wenig ernüchternd.


Wir kamen recht gut in der Zeit an, die Ebbe hatte gerade erst eingesetzt. Dennoch waren viele andere Wasserratten bereits vor uns da. Und die heißen Quellen beschränkten sich auf wenige Meter am Strand, so dass wir eigentlich schon wieder zu spät waren. Nichtsdestotrotz versuchten unsere starken Jungs alles, um doch noch eine heiße Quelle zu finden und gruben den halben Strand um. Aber nichts half. Wir mussten uns damit zufrieden geben, in bereits gemachte Nester zu hüpfen, um uns dort die Füße zu verbrennen. Und zwar wirklich verbrennen, denn wenn man erstmal auf eine heiße Quelle vulkanischen Ursprungs gelangte, dann gab´s kein zurück mehr, dann sprudelte das heiße Wasser wie eine Ölquelle.
Sisyphus und Sisyphus bei der Arbeit

Wir blieben dann auch eine Weile da, denn wir konnten und wollten unsere Suche nach dem heißen Gold nicht aufgeben. Die Mädels patschten in den anderen Löchern herum und die Jungs arbeiteten hart, bis sie resigniert aufgaben und sich dem Fußballspielen am Strand widmeten.


Irgendwann aber machte sich Langeweile und Kälte breit und der Weg zurück zum Auto wurde angetreten. Nicht ohne sich vorher noch mal ein genaueres Bild der Hot Water Spots zu machen, um den Trick an der ganzen Sache heraus zubekommen. Und es ist auch gar nicht so schwierig, denn unmittelbar in der Nähe der…






Und hier wieder eine kurze Werbeeinblendung:

Wollten sie schon immer das Geheimnis um den Hot Water Beach erkunden? kamen dafür aber immer zu spät und konnten nicht mehr ihr eigenes Loch graben? Unzufrieden? Genervt?

Dann schicken sie noch heute an SMS an die 021-Basti&Jenny-verraten-das-Geheimnis. Sie werden umgehend über die wundersamen Wege des heißen Wassers informiert und wo sie ihr Loch zu graben haben.

Hinweis: eine SMS wird sie ein halbes Vermögen kosten, kommt aber einem wohltätigen Zweck zu gute: der Versorgung von Basti und Jenny mit leckeren Cocktails während sie in ihrer Schlammkuhle am Hot Water Beach liegen!






…weiter geht’s.


Jenny riecht gern an Pflanzen




Wir hatten wie immer bestes Timing, denn im Auto angekommen und auf dem Heimweg, fing es mal wieder an, Hunde und Katzen vom Himmel zu regnen. Dementsprechend viel die frühabendliche Gestaltung auch erstmal rar aus. Die meisten Mitglieder unserer Reisegruppe verzogen sich in ihre Doppelstockbetten und schliefen, während ein paar andere mit der Gitarre klimperten und den Melodien des Abends lauschten.


keine Pflanze ist vor ihr sicher...




Aber schon bald rief Gevatter Hunger nach Essen und so machten wir uns an Spaghetti Bolognese. Sehr lecker war´s und trotz meines Bedenkens zu wenig Nudeln zu haben, blieben noch etliche für das Frühstück über.

Nach dem Essen ging´s mal wieder zum Rugby. Keine Seltenheit hier auf der Insel. Die All Blacks spielten diesmal gegen die australischen Wallabies in Sydney, ein weiteres Spiel im Tri-Nations-Cup. Ein Großteil der Gruppe sicherte uns schon mal einen Platz in der ersten Reihe im hiesigen Pub mit Namen Blacksmith. Die Nachzügler setzten sich auch diesmal wieder ins gemachte Nest. Herrlich, nur das Bier musste alleine bestellt werden, sehr, sehr ärgerlich.


Jedenfalls sahen wir eine feine erste Halbzeit, die All Blacks waren haushoch überlegen und die Australier wussten nicht so recht, was dagegen auszurichten. Die zweite Halbzeit war ein bisschen langweilig, aber es gibt ja immer was zu schnacken!

Nach dem Spiel ging´s zurück in unsere Herberge, die Gitarren wurden diesmal nicht gezückt, dafür aber der Laptop umringt und Filmchen geguckt. Oder aber ins Bettchen gegangen, denn wir mussten Sonntag wieder früh raus, um zehn sollten wir eigentlich aus dem Hostel raus sein.




Sonntag







Es ist schon 8.00 Uhr als endlich der Wecker klingelt. Da mindestens drei Teilnehmer der Fahrt (nennen wir sie mal Eichael Mngelke, Bathias Mloetz und Besastian Saack) Probleme hatten, ins Bett zu komme, beginnt der Tag doch recht traege. Erst als das Fruehstueck bereits fertig vorbereitet is, erscheinen die letzten Nachzuegler. Lecker ist es trotzdem. Nach dem allgemeinen Taschenpacken kann es losgehen. Da das Wetter nicht optimal erscheint (Platzregen), entscheidet sich die Gruppe, die Ausflugsziele ein wenig abzuspecken. Es geht per Auto zu einem Strand, der uns vom Hostellier als einer der zehn schoensten der Welt beschrieben wird. Nun ja, hoert sich ja erstmal gut an. AM Strand angekommen erfahren wir dann am eigenen Leib, dass der Kollege wohl bei einer anderen Wetterlage da war. Der Strand erstrahlt in einem herrlichen Grau. Der Regen faellt nicht vom Himmel, sondern kommt von der Seite. Aber wenn man schon mal da ist kann man auch nen schoenen Strandspaziergang plus Muschelsuchen unternehmen. Letzendlich macht es schon Spass, doch fuehlt man sich eher an die verregnete Herbst-Ostsee versetzt, was ja auch nich so schlimm ist:-)


Zurueck im Auto steht der naechste Kurztrip auf dem Plan. Die Fahrt nach Coromandel (Town). Auf dem Weg dorthin wird wieder der Serpentinen-Tango getanzt. Und siehe da, hier und da geben die Wolken mal die Sicht auf die schoene Landschaft frei und man kann erahnen, dass die Halbinsel bei schoenem Wetter um ein vielfaches lohnenswerter ist.
Coromandel liegt in einer schicken Bucht




Coromandel ist ein verschlafenes kleines Oertchen, das (immer wieder die gleiche Platte) im Sommer wohl blueht. Nach einem Kaffeechen in einem der vielen Cafes wird die Heimreise angetreten. Diesmal geht es eine Kuestenstrasse entlang. Die Fahrt ist deutlich angenehmer, auch wenn hier wieder der forsche Fahrstil der Kiwis aufblitzt. Mutiges Ueberholen in der Kurve mit Seeblick auf recht engen Strassen ist hier Usus. Nun ja, da ich gerade schreibe, sind wir ja gut angekommen. Zwar stockte der Verkehr dann ab kurz vor Auckland, doch das ist man ja von der Heimat gewohnt, wenn man sonntags vom Zeltplatz zurueckkommend gemuetlich im Schritttempo auf der Landsberger durch Marzahn rollte.






Alles in allem war es ein toller Trip, der nach Wiederholung bzw. Ausweitung schreit. Also Coromandel, see you in Summer!

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