Sonntag, 5. Dezember 2010

Von Robben, Seelöwen und Eisbergen (hä?)


Schon ganz schön viel Rot auf der Karte...

Der Milford Sound und die Tracks sind nun Geschichte. Wir müssen nach vorne blicken, denn nur noch wenige Wochen, sogar Tage verbleiben uns auf der Südinsel Neuseelands. Der Abend nach der Besichtigung des Milford Sounds wurde dann auch prompt dazu genutzt, einen Teil unserer Reisegruppe mit einem gemütlichen Dinner in unserem rollenden Apartment gebührend zu verabschieden. Nicht ohne vorher scheinbar am Ende der Welt zu sein. 30 Kilometer Schotterpiste mussten bewältigt werden, um dann vor einem wegen Giftgefahr geschlossenem Camping-Platz zu stehen. Also wieder 30 Kilometer Schotterpiste zurück und ab zu einem anderen Camping-Platz.

Nach unserer Reise ins Niemandsland ging es zu den vermeintlich südlichsten Städten Neuseelands: Invercargill und Bluff
Das Kamerakind Jenny geht bei der Arbeit richtig auf...

Invercargill versprüht den Charme eines Industriegebiets, gibt uns jedoch die Chance unsere Satteltaschen mit Proviant und den Tank mit Benzin zu füllen. Außerdem gibt’s in dieser Stadt nicht viel zu erkunden, auch wenn die ortsansässige McDonalds Filiale hervorragende BigMacs serviert. Der Abstecher nach Bluff (der Name hätte uns eigentlich warnen müssen) erweist sich als außergewöhnlich unnötig. Während Invercargill mit „Industriegebiet“ beschrieben werden kann, fällt einem bei Bluff eher der Begriff „Geisterstadt“ ein. Einziger offensichtlicher Pluspunkt: Man sieht das Meer! Was für ein Reinfall…
...im 19. Jhd war die Küste im Südosten Schauplatz vieler Schiffsunglücke...in der Folge entstanden viele dieser Standard-Leuchttürme...

Ein Grund mehr, die Gegend hinter sich zu lassen und in die Catlins (ein Küstenabschnitt) zu fliehen. Dort sollten versunkene Schiffe, Robben und Seelöwen auf uns warten.
Fortrose war an diesem Tag die erste Station in den Catlins. Dort suchten wir nach einem versunkenen Schiff, das 1831 auf Grund gelaufen war. Die Natur war auf unserer Seite, denn die Ebbe setzte ein und wirklich die allerletzten Überreste des Schiffes wurden sichtbar. Allerdings brauchten wir viel Vorstellungskraft, um aus den hölzernen Pfählen und Stöckchen in Gedanken ein Schiff zu basteln.
Wir hatten wieder genug Zeit für Spiel, Spaß und Spannung...

Dafür machen wir einen schönen Spaziergang am Steinstrand, der sicherlich gut für die Durchblutung der Füße ist. Wir müssen den Strand nur mit ein paar lustigen, Algenperücken tragenden Krabben teilen. Von der Meeresfauna angetan, sollen nun ein paar größere Tiere besucht werden. Ein sandiger Fuß betätigt das Gaspedal, welches den Wagen in Richtung einer Seelöwenkolonie beschleunigt.
Eine Krabbe mit eigentümlicher Haarpracht

Der Leuchtturm vom Waipapa Point leuchtete uns den Weg zu den Seelöwen. Zu erst ganz unscheinbar lümmeln sie so am Strand. Gut getarnt und eins mit der Natur, könnte man fast über sie stolpern. Aber wenn man sie erstmal von den rumliegenden Felsen unterschieden hat, dann kann einem schon die Gänsehaut über den Rücken laufen. So bringt ein ausgewachsenes Männchen schon mal 500 Kilo Kampfgewicht auf die Waage.
Seelöwen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Dösen

Schade (oder auch nicht!), dass die Viecher in freier Wildbahn nicht so spielerisch daherkommen wie im Aquarium oder Zoo. Lethargisch wie Steine lümmeln sie am Strand. Auch wenn das meiner Meinung nach sehr sympathisch ist, so hätte ich mir für ein paar spektakuläre Fotos doch die ein oder andere Regung gewünscht. Na ja, ich bin ja auch nicht anders…
...der Ansatz einer Löwenmähne ist in Form eines Irokesenschnittes erkennbar.

Nächster Stopp auf unserer Suche nach Meeresgetier ist ein Küstenabschnitt, der neben Pinguinen gleichzeitig eine weitere Attraktion bereithalten soll: einen versteinerten 160 Millionen Jahre alten Wald. Während sich die Pinguine rar machen, bekommen wir wenigstens die uralten Baumstämme zu sehen, die während der Ebbe aus dem Meer auftauchen. Man braucht zwar etwas Fantasie, aber die haben wir ja…bei genauerem Hinschauen erkennt man einzelne Baumstämme „rumliegen“, und auch deren Maserung.
Da mittlerweile der Magen irgendwo zwischen Hüfte und Knöcheln hängt, machen wir uns auf eine Odyssee um Unterkunft für diese Nacht zu finden.
Vielleicht nicht sofort erkennbar: ein versteinerter Baum

Unser Tag endete nach langem Suchen in Owaka auf dem skurrillsten Campground, den wir bisher erlebt haben. Das Gelände, auf dem wir unser rollendes Apartment parkten und mit Strom versorgten, war ein ehemaliges Krankenhaus. Im zweistöckigen Haupthaus befand sich neben der riesigen Küche und den Waschräumen der betrunkene Besitzer, der ein Auge auf Basti geworfen hatte (kann ich ihm nicht verübeln, habe ich ja auch). Das Warmwasser wurde mit einem Kohleofen erhitzt und der richtige Zeitraum zum Duschen war dann so gegen 10 Uhr Abends. Und prompt schien es auch während des Duschens zu spuken: die Türen knarrten und unheimliche Geräusche kamen scheinbar aus jeder Ecke. Doch wir überlebten die Nacht unbeschadet und auch sehr gut ausgeschlafen. Auf dem Weg in Richtung Dunedin begannen wir, unsere eigenen Gespenstergeschichten aus dem Krankenhaus in Owaka zu spinnen!
Hier ist der Wetterwechsel ganz gut erkennbar: Links die dunkle Seite der Macht, rechts Sonnenschein...wir fuhren nach links...

Bevor es nach Dunedin ging machten wir noch einen Abstecher zum Nugget Point. Versprochen wurden uns  Seelöwen, Pinguine, Seeelefanten, und Robben. Aber wie Mutter Natur nun mal so ist, hält sie nicht alle Versprechen und wir bekamen nur Robben zu Gesicht. Davon aber eine ganze Menge und in freier Wildbahn, was zum einen sehr hübsch anzusehen ist, zum anderen dagegen höllisch stinken kann.
Eine neuseeländische Fur-Seal (Robbe) hat irgendetwas gewittert. Bedrohung durch meine Schuhe?
Dieser Casanova...(Schau mir in die Augen, Kleines!)

Unerklärlicherweise fühlte Basti sich sehr wohl am Nugget Point. Er schien geradezu Seelenverwandte gefunden zu haben. Fragt sich nur ob es wegen der Faulenzerei oder der Stinkerei war?

Frechheit!

Dunedin
Dunedin eroberte von Anfang an unsere Herzen. Die Stadt lockte uns mit seinen vielen alten Steinhäusern und seinem recht mittelalterlich anmutenden Charme. Kein Wunder, wurde sie doch vor allem von schottischen Einwanderern erbaut. Nach einem Rundgang durch das Zentrum drängten uns das schlechte Wetter und der Kinotag ins Kino, es wurde erstmal „Harry Potter“ geschaut“ und nun muss ich wieder solange warten, bis der letzte Teil ins Kino kommt!
Europäische Einflüsse machen die Stadt Dunedin sehr liebenswert...

Der nächste Morgen in Dunedin versprach keine Besserung in Sachen Wetter, ein Grund weswegen viele Jugendliche in den letzten Jahren eher in den Norden ausgewandert waren, denn die Stadt hat über 200 Regentage. Dafür besuchen wir die Schokoladenfabrik und mit uns gefühlte hunderttausend andere Menschen. So bewundern wir nur das Museum und flüchten dann sowohl vor den Massen, dem Regen als auch vor der schokoladigen Versuchung.
Handy-Prolls in der Innenstadt...

Wir beschlossen zurück in die Berge zu fahren, dort hielt sich anscheinend das gute Wetter versteckt.

Die Südalpen
Einer der Stauseen im Osten der Southern Alps

Gesagt – getan…weg von der verregneten Küste und ins Landesinnere hinein geht die wilde Fahrt. Abermals werden binnen kürzester Zeit unterschiedlichste Landschaften durchfahren. Vom verregneten Küstenwald über trockene wüstenartige und Canyon durchfurchte Landschaften bis hin zu schneebedeckten Bergen ist alles dabei – auf kaum mehr als 150 Kilometern Fahrtstrecke. Dabei werden mehrere Wasserkraftwerke besichtigt, die wie an einer Perlenkette den Highway entlang angeordnet sind (Jennys Geduld ist erstaunlich). Außerdem bewandern wir auf halber Strecke die „Clay-Cliffs“, die ihrerseits sehr an die Schluchten im wilden Westen der USA und somit an alte Western-Schinken erinnern.
Findet man hier auch...wüstenartige Canyon-Landschaften

Schließlich zieht es uns jedoch unweigerlich in die Berge, besser gesagt in DIE Berge Neuseelands. Rund um Mt. Cook, dem höchsten Berg des Landes (3755 Meter), tummeln sich weitere Berggiganten, die einerseits zum Bestaunen und andererseits zum Besteigen einladen. Letztere Einladung müssen wir leider abschlagen…Für mich wäre die Besteigung sicherlich ein Klacks, doch irgendwie muss ja auch die Jenny wieder heile zurückkommen:).
Mt. Cook (Mitte) überragt alles

Wir beschränken uns daher auf verschiedene Wanderungen durch Gletschertäler, können Eisberge entdecken und eine Menge Farbe tanken. 
Der Tasman Glacier ist als solches kaum zu erkennen, da er eine Glasur aus Steinen trägt. Trotzdem wirft er dann und wann ein paar Eisberge ab, die dann über den Gletschersee treiben.

Wunderschön...die Southern Alps
Auch im Dunkeln hübsch anzuschauen...
Bis die Tage...

Begeistert hat uns auch dieser Abschnitt der Südinsel, auch wenn uns so langsam die Muffe geht, da der Abflug näher und näher rückt.
Na ja…Bis bald, die Kiwis

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen